Wien, 11. Mai 2023. Während Äthiopien und Bangladesch Fortschritte machen, hat sich die Müttersterblichkeitsrate in den USA massiv verschlechtert, warnt die Plattform „Mutternacht“.

In den USA ist die Müttersterblichkeitsrate zwischen 2000 und 2020 laut einer Studie der Weltgesundheitsbehörde (WHO) um 78 Prozent gestiegen – besonders betroffen sind Frauen, die einer benachteiligten Bevölkerungsgruppe angehören. Die Gründe sind strukturelle Ungleichheiten bei der Gesundheitsversorgung, Einkommen und Bildung, aber auch die zunehmend restriktiven Abtreibungsgesetze in vielen US-Bundesstaaten.

„Sexuelle und reproduktive Rechte sind Menschenrechte. Dazu zählen nicht nur medizinische Behandlung, sondern auch sexuelle Bildung, Zugang zu modernen Verhütungsmitteln und legalem, sicherem Schwangerschaftsabbruch”, so Petra Bayr, Nationalratsabgeordnete und Initiatorin der Plattform Mutternacht.

Signifikante Fortschritte in Äthiopien und Bangladesch

Äthiopien ist es gelungen, die Müttersterblichkeit zwischen 2000 und 2020 um 72,6 Prozent zu senken, sodass sie 2020 bei 267 Todesfällen pro 100.000 Lebendgeburten lag. Dies ist auf die Qualitätsverbesserung von medizinischen Einrichtungen, Coaching von Gesundheitspersonal sowie einer genauen Überprüfung von Todesfällen bei Müttern und Kindern zurückzuführen. Ebenso trug die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen im Jahr 2005 dazu bei.

Fortschritte verzeichnet auch Bangladesch. Durch einen besseren Zugang für Frauen und Mädchen zu Gesundheitsversorgung, Bildung und Arbeit sowie modernen Verhütungsmethoden konnte laut WHO die Müttersterblichkeitsrate von 441 Todesfällen pro 100.000 Lebendgeburten im Jahr 2000, auf 123 im Jahr 2020 reduziert werden.

„Für viele Frauen ist es normal, eine Geburt nicht zu überleben”

Trotzdem gibt es noch Aufholbedarf: „Fast die Hälfte aller Geburten in Bangladesch findet immer noch zu Hause ohne ausgebildete Geburtshelfer:innen statt. Umso ärmer eine Frau ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie bei der Geburt eine medizinische Fachkraft zur Seite hat”, erklärt Sarah Easter, Nothilfe-Referentin von CARE Österreich, die kürzlich in Bangladesch war. „Für viele Frauen ist das Risiko normal, eine Geburt nicht zu überleben. Oft fehlt es an Wissen, Vorsorgeuntersuchungen und ausreichender Ernährung. In Bangladesch ist jede dritte Schwangere unterernährt. CARE versucht hier gemeinsam mit den Behörden durch Trainings und Aufklärungskampagnen entgegenzuwirken.“

Globale Müttersterblichkeit bleibt zu hoch

„Die globale Müttersterblichkeit ist inakzeptabel hoch: 800 Frauen sterben täglich während der Schwangerschaft oder Geburt. Das entspricht der Kapazität von zwei großen Verkehrsflugzeugen voller Frauen und Mädchen, die jeden Tag abstürzen”, so Willibald Zeck, Bereichsleiter für sexuelle und reproduktive Gesundheit bei UNFPA. „Politische Maßnahmen und Wille sind es, die enorm zur Senkung der Müttersterblichkeit beitragen.“

Dem schließt sich auch Pascale Allotey, Direktorin der WHO-Abteilung für sexuelle und reproduktive Gesundheit und Forschung, an: „Wir riskieren das Leben von mehr als einer Million Frauen bis 2030, wenn wir unsere Anstrengungen zur Senkung der Müttersterblichkeit nicht verdoppeln. Ein verbesserter Zugang zur sexuellen und reproduktiven Gesundheitsversorgung sowie die Gleichstellung der Geschlechter sind entscheidend. Alle Länder können mehr tun, um Ungleichheiten beim Zugang zu einer qualitativ hochwertigen und respektvollen Mutterschaftsbetreuung zu verringern.“

Weitere Informationen unter www.mutternacht.at.

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