Wien, 17. November 2023. Die humanitäre Situation im Gazastreifen verschlechtert sich von Tag zu Tag: 2,2 Millionen Palästinenser:innen leiden unter Hunger, Durst und einer kaum vorhandenen Gesundheitsversorgung. Währenddessen trauern Angehörige um die Todesopfer des Terrorangriffs vom 7. Oktober. Familien warten darauf, dass die 239 israelischen und ausländischen Geiseln freigelassen werden. Die psychische Belastung und das Trauma unter dem anhaltenden Konflikt sind enorm, warnt die Hilfsorganisation CARE.

Hiba Tibi, CARE-Länderdirektorin für Gaza und West Bank, schildert die aktuelle Lage im Gazastreifen: „Wir sehen, dass den Menschen im Norden die Lebensmittel ausgehen und die Menschen im Süden Mahlzeiten ausfallen lassen müssen. Das ist für die Eltern unglaublich belastend. Viele verzichten auf Nahrung und Wasser, um das Leiden ihrer Kinder zu lindern und gefährden damit ihre eigene Gesundheit.“

Die schreckliche Gewalt, die seit über fünf Wochen andauert, kostete Berichten zufolge über 11.000 Menschenleben im Gazastreifen – zwei Drittel davon sind Frauen und Kinder. Unzählige Kinder sind verletzt und haben keine Eltern mehr. Dadurch sind sie einem höheren Risiko ausgesetzt, Opfer von Menschenhandel und Zwangsrekrutierung zu werden.

„Für die Überlebenden bleiben die seelischen Narben ein Leben lang“, so Tibi. „Wir sind sehr besorgt um die Kinder, denen nun eine ungewisse und äußerst schwierige Zukunft bevorsteht. Alters- und geschlechtsspezifische psychosoziale Unterstützung muss dringend und langfristig bereitgestellt werden.“ Letzte Woche musste das einzige psychiatrische Krankenhaus in Gaza schließen. CARE plant gemeinsam mit Gesundheitspersonal und freiwilligen Helfer:innen Überlebenden den Zugang zu psychosozialer Hilfe bereitzustellen und Kindern Freizeitaktivitäten anzubieten.

700 Menschen teilen sich eine Dusche

Die Hygieneversorgung für Vertriebene ist ebenfalls problematisch: In den Unterkünften für Binnenvertriebene im Süden des Gazastreifens teilen sich im Durchschnitt 160 Menschen eine einzige Toilette. Auf 700 Menschen kommt nur eine Duscheinheit. Durch fehlenden Zugang zu sanitären Einrichtungen und Mangel an Hygieneartikeln sind vor allem Frauen und Mädchen Krankheiten ausgesetzt. Doch der Zugang zum Gazastreifen ist derzeit sowohl für Hilfs- als auch für Gesundheitspersonal eingeschränkt.

CARE bereitet gemeinsam mit den CARE-Kolleg:innen in Ägypten und Partnern Hilfslieferungen vor, die, sobald es möglich ist, aus Ägypten eintreffen werden. „Ein Waffenstillstand ist unerlässlich, um die Zivilbevölkerung zu schützen und weiteres Trauma zu verhindern. Der Zugang für humanitäre Hilfe ist entscheidend. Die Zeit, um Leben in Gaza zu retten, läuft ab“, so Tibi.

CARE verurteilt jegliche Gewalt und fordert alle Konfliktparteien dringend dazu auf, ihren Verpflichtungen aus dem humanitären Völkerrecht nachzukommen und die Zivilbevölkerung zu schützen. CARE ist seit 1948 in der Region tätig. Die Arbeit von CARE orientiert sich ausschließlich am humanitären Mandat und den Menschenrechten.

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