"Ich habe Kinder sterben sehen"

CARE-Nothelfer Jorge verteilt in Cabo Delgado Pakete mit Decken, Matten, Solarlampen und Töpfen. Der Konflikt mit Angriffen bewaffneter Gruppen dauert hier im Norden von Mosambik seit 2017 an. Jorge und das CARE-Team kennen die Gefahren und Risiken der Arbeit in diesem Gebiet aus eigener Erfahrung. Er erzählt von einem Vorfall, bei dem er gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung während einer Hilfsgüterverteilung fliehen musste. „Ich sagte meinem Team, sie sollen ihre CARE-T-Shirts ausziehen und losrennen“, schildert Jorge. „Diese Entscheidung hat uns das Leben gerettet. Es wurde viel geschossen, aber wir waren gut organisiert und haben niemanden zurückgelassen.“

Nach der Flucht verstecken sich Jorge und die Nothelfer:innen, die mit ihm im Einsatz waren, gemeinsam mit den anderen Betroffenen drei Tage lang im Busch. „Wir schliefen auf dem Boden. Viele haben nur geweint.“ Für Jorge, Vater von drei Kindern, war das Leid, das er miterleben musste, kaum zu ertragen. „Ich habe Kinder sterben sehen“, sagt er. „Ohne Nahrung, sauberes Wasser, Ärzte und mit vielen Verletzten oder Kranken war das Überleben schwierig.“

„Ich kenne das Leid aus erster Hand“

Als Jorge und sein Team endlich einen Weg nach Hause finden, umarmt er als Erstes seine Kinder. Gleich danach fragt er, wann die nächste Verteilung stattfindet. Trotz der Gefahr, in die er sich begibt, denkt er nicht ans Aufhören. „Ich kenne das Leid dieser Familien aus erster Hand. Ich verstehe die Situation jetzt noch besser, und ich habe noch mehr Kraft, weiterzumachen.“

Jorge und sein Team organisieren eine Verteilung in einem Dorf, das aufgrund der schwierigen Straßenverhältnisse bisher von keiner anderen Hilfsorganisation erreicht wurde. „Ich habe mit der örtlichen Behörde gesprochen und so lange verhandelt, bis sie uns Lastwagen zur Verfügung stellte. Als die ersten Hilfslieferungen ankamen, sprangen die Dorfbewohner:innen vor Freude auf und ab.“

„Wir wissen nicht, ob wir nach Hause zurückkommen“

Jorge und sein Team setzen ihre Arbeit fort, wissend, was sie riskieren. „Humanitäre Helfer:innen sind kein Ziel (Anmerkung: für Angriffe), aber jedes Mal, wenn wir hierherkommen, um zu arbeiten, wissen wir nicht, ob wir wieder nach Hause zurückkehren. Mitarbeitende von Hilfsorganisationen werden getötet. Sie werden entführt. Niemand kann für die Sicherheit garantieren, es ist immer ein Risiko.“

 

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Jorge bei der Verteilung von Hilfsgütern. Foto: Sarah Easter/CARE

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"Ich habe jetzt noch mehr Kraft, um weiterzumachen", sagt Jorge. Foto: Sarah Easter/CARE

Nach der letzten Ausgabe von Hilfsgütern, bei der alles gut ging, kann Jorge aufatmen. „Ich habe in den letzten drei Wochen Verteilungen organisiert und trage seit dem ersten Tag die gleiche Hose. Aber jetzt ist die Mission abgeschlossen. Ich kann meine Kinder umarmen. Papa kommt nach Hause.“

Das Hilfsprojekt von CARE wird von der Europäischen Union finanziert. Erfahren Sie hier mehr darüber.

CARE-Krisenreporterin Sarah Easter mit den CARE-Nothelfern Jorge (li.) und Andale in Mosambik. Foto: CARE

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