Äthiopien: „Ohne Bewässerung gibt es hier kein Leben“

Zum Inhalt scrollen

„Hier wächst nichts mehr. Es ist nur noch Staub und trockene, tote Erde“, erzählt Kalayu. Der 70-jährige Bauer steht auf seinem Feld. In der einen Hand hält er einen Pflug, mit der anderen hebt er eine Handvoll Erde auf. Sie ist trocken wie Sand. „In der letzten Saison gab es überhaupt keine Ernte. Wir hatten keinen Regen.“

In Äthiopien leidet die gesamte landwirtschaftliche Produktion unter dem ausbleibenden Regen. Die Wasserressourcen sind knapp – insbesondere in Tigray im Norden des Landes. Von der gesamten Anbaufläche von über einer Million Hektar in der Region wurde wegen der Dürre nur die Hälfte bepflanzt. Nur knapp über einem Drittel konnte in der Hauptsaison geerntet werden. „Normalerweise säen wir zwischen Mai und Juni, ab Juni bis September regnet es. Wir ernten im Oktober und November. Aber nicht im letzten Jahr“, erklärt Kalayu.

80 Prozent der Bevölkerung von Tigray sind Bauern und Bäuerinnen. Um zu überleben sind sie von ihrer Ernte abhängig. Der Mangel an Regen hat schwerwiegende Folgen für sie. Wegen der Dürre benötigen in Tigray fast 1,4 Millionen Menschen dringend Nahrungsmittel.

Eine grüne Oase im trockenen Tigray

Ein Dorf in Tigray, Äthiopien. Ein Dorf in Tigray, Äthiopien.

Nur wenige Felder in der Nähe von Kalayus Dorf sind grün. Es regnet zu wenig in der Region. Foto: CARE/Sarah Easter

Auf dem Weg zu Kalayus Dorf ist die Landschaft eine Mischung aus trockenem felsigem Boden und abgestorbenen Sträuchern. Die Menschen auf der Straße tragen Behältnisse herum, mit denen sie Wasser transportieren können. Ein Esel mit einem Generator auf dem Rücken wird zu einem ausgedörrten Flussbett getrieben. Jene, die es sich leisten können, einen Generator zu benutzen, haben Glück, denn Treibstoff ist sehr teuer.

In der Nähe des Dorfes sind wenige grüne Felder zu sehen. Dort wachsen Sorghum, Mais, Teff und Zwiebeln. „Ich gehöre zu den Glücklichen, die durch Bewässerung auf zwei meiner Felder Zugang zu Wasser haben. Ich kann Sorghum und Zwiebeln anbauen, was jetzt meine Haupteinnahmequelle ist. Die Bewässerung ist meine einzige Hoffnung“, sagt Kalayu.

Sorghum ist ein Getreide, das eine hohe Trockentoleranz aufweist und als Nahrungsmittel für Mensch und Tier verwendet werden kann. Sorghum braucht alle vier Wochen Wasser, Zwiebeln alle zwei Wochen. Anstatt sich auf den Regen zu verlassen und nur einmal im Jahr zu ernten, kann Kalayu nun bis zu viermal im Jahr ernten.

Tigray 2024, Kalayu beim Bewässerungssystem Tigray 2024, Kalayu beim Bewässerungssystem

CARE hat gemeinsam mit Partnern das Bewässerungssystem wiederhergestellt. Das Wasser kommt von einem Fluss in den Bergen. Foto: CARE/Sarah Easter

Neben der Dürre leidet die Region auch unter den Folgen des Konflikts. „Vor dem Konflikt war ich als Bauer selbständig. Doch der Konflikt hat mir alle meine Ressourcen genommen. Ich habe alle meine Ziegen und Schafe verloren. Sie waren unser Einkommen. Wir waren auf die Milch angewiesen, um uns zu ernähren“, erzählt Kalayu.

Durch den Konflikt wurde wichtige Wasserinfrastruktur in der Region zerstört. Dadurch wurde es noch schwieriger für die Menschen, Zugang zu Wasser zu haben. Gemeinsam mit einer Partnerorganisation hat CARE im Rahmen des SELAM-Projekts den wichtigen Bewässerungskanal wiederhergestellt und instandgehalten. Das Wasser dafür wird aus einem größeren Fluss oben in den Bergen durch einen Steinkanal umgeleitet, von dem die Felder entlang des Kanals profitieren.

Tigray, 2024: Kalayu arbeitet im Feld. Tigray, 2024: Kalayu arbeitet im Feld.

Kalayu erntet Sorghum. Das Getreide benötigt aufgrund seines großen Wurzelsystems weniger Wasser als andere Pflanzen. Foto: CARE/Sarah Easter

„Ich erhalte einmal im Monat Wasser aus dem Bewässerungssystem, weil es sonst nicht für alle reicht. Aber es ist mehr, als ich durch den Regen bekomme“, sagt Kalayu. Das Wasser wird von der Gemeinde je nach Art und Größe des Feldes zugeteilt. „Das ist unsere gesamte Lebensgrundlage. Ohne sie gibt es hier kein Leben“, sagt Kalayu.

Das SELAM-Projekt wird von der Europäischen Union finanziert. Erfahren Sie mehr über das Projekt.

Ihre Spende hilft!

Ihnen ist dieses Thema wichtig? Dann unterstützen Sie mit Ihrer Spende die Arbeit von CARE.

Spenden Sie jetzt!

Zurück nach oben