„Als Mädchen habe ich jetzt mehr Möglichkeiten“

Gemüseanbau und Karate – das macht Schülerin Unmi (14) am liebsten in ihrer Freizeit. Ihre Schule im Norden von Bangladesch ist eine von 331 Schulen, die am CARE-Projekt JANO teilnehmen. JANO steht für „Joint Action for Nutrition Outcome“. Das Projekt wird von der Europäischen Union und der Austrian Development Agency finanziert. Das vorrangige Ziel ist, die Mangelversorgung von Kindern unter fünf Jahren zu senken und gesunde Ernährung von schwangeren und stillenden Frauen zu fördern.

40 Millionen Menschen in Bangladesch sind von Ernährungsunsicherheit betroffen, 11 Millionen leiden unter akutem Hunger[1]. Frauen und Mädchen sind besonders betroffen. Aus diesem Grund finden in den Schulen verschiedene Aktivitäten im Rahmen des Projekts statt, die den Schüler:innen helfen, etwas über Gesundheit und Ernährung zu lernen.

[1] https://www.wfp.org/countries/bangladesh

Das CARE-Projekt JANO in Bangladesch fördert Wissen über Gesundheit und Ernährung. Das CARE-Projekt JANO in Bangladesch fördert Wissen über Gesundheit und Ernährung.

Unmi macht ihre Hausaufgaben. Foto: Sarah Easter/CARE

CARE-Nothelferin Sarah Easter hat mit Unmi über das Projekt JANO gesprochen:

Unmi: In meiner Schule haben wir Unterricht und Aktivitäten, bei denen wir lernen, was ein gesundes Leben ist und welche Art von Ernährung wir dafür brauchen. Wir erfahren auch viel über Geschlechtergerechtigkeit. Wir spielen Spiele, sehen uns Videos an, und ich habe gelernt, wie man den BMI meiner Mitschüler:innen berechnet und was eine ausgewogene Ernährung ist, damit sie einen gesunden BMI erreichen. Wir haben einen Schulgarten, in dem wir Gemüse anbauen und lernen, wie man es richtig wäscht, schneidet und kocht. Wir haben auch eine Theatergruppe, in der wir die Gemeinschaft über gesunde Lebensweisen und Irrglauben aufklären. Im Karateunterricht lernen wir Mädchen Selbstvertrauen. Wir lernen also viel in der Schule.

Sarah: Was ist deine Lieblingsaktivität und warum?

Unmi: Der Schulgarten ist mein Favorit. Ich habe viel darüber gelernt, wie man Gemüse anbaut, über die verschiedenen Anbauperioden und über nahrhafte Lebensmittel. Ich habe jetzt sogar meinen eigenen Garten zu Hause und kann Gemüse für meine Familie anbauen. Karate ist meine zweitliebste Aktivität. Wir lernen, wie wir uns verteidigen können, und ich bin selbstbewusster geworden. Als Mädchen habe ich das Gefühl, dass ich jetzt mehr Möglichkeiten habe und meine Träume und Hoffnungen äußern kann. Wir spielen Spiele, die vorher nur für Jungen waren. Wir fahren wie die Jungen mit dem Fahrrad. Es ist jetzt normal, das zu tun, was die Jungen tun. Und wir Mädchen sind gut darin!

Das CARE-Projekt JANO bezieht Schulen im Norden von Bangladesch - z.B. mit Karate-Kursen für Mädchen oder Schulgärten. Das CARE-Projekt JANO bezieht Schulen im Norden von Bangladesch - z.B. mit Karate-Kursen für Mädchen oder Schulgärten.

Unmi beim Karate-Training in ihrer Schule. Foto: Sarah Easter/CARE

Nach der Schule macht Unmi zu Hause ihre Hausaufgaben, hilft ihren Eltern im Haushalt und arbeitet im Garten. Unmi sitzt auf einer Bank, während sie das Abendessen vorbereitet. Ihr Vater, Swapan Kumar Roy, 43, setzt sich zu ihr.

Sarah: Du hast vorhin gesagt, dass du das Gefühl hast, deine Träume und Hoffnungen nun äußern zu können. Was sind deine?

Unmi: Ich möchte Ärztin werden. Mein Lieblingsfach in der Schule ist Biologie, weil ich gerne etwas über verschiedene Bakterien lerne und darüber, wie der Körper funktioniert. Mein Vater ist der Dorfarzt, und ich möchte wie er meine Nachbar:innen unterstützen. Er geht von Haus zu Haus und behandelt sie dort. Sie vertrauen ihm.

Sarah (zu Unmis Vater): Haben Sie als Arzt eine Veränderung in der Gemeinde bemerkt, seit das JANO-Projekt in Ihrem Dorf begonnen hat?

Swapan (Vater): Es hat sich viel verändert. Früher verwendeten die meisten Menschen pflanzliche Lösungen für ihre Krankheiten oder versuchten, sich mit Religion und Aberglauben selbst zu heilen. Jetzt kommen sie öfter zu mir oder besuchen andere Gesundheitseinrichtungen. Außerdem ließen sich während COVID-19 viele Menschen impfen, was früher nicht der Fall gewesen wäre. Es ist ihnen bewusst, wie wichtig es ist, zum Arzt zu gehen. Die Menschen sind aufgeklärter.

Sarah: Unmi, du baust in deiner Schule und deinem eigenen Garten verschiedenes Gemüse an. Kochst und isst du dieses, sobald es reif ist?

Unmi: Ja, wir verwenden es für unsere eigenen Mahlzeiten. Es hat geholfen, uns ausgewogener zu ernähren als früher. Es ist wichtig, dass in jeder Mahlzeit verschiedene Nährstoffe enthalten sind. Mein Vater ist auch Bauer, wie alle unsere Nachbar:innen. Unsere Ernährung war früher nicht sehr ausgewogen, da wir nur das bekamen, was er auf seinen Feldern anbauen kann.

Swapan (Vater): Besonders in den letzten Jahren hatte ich viele Ernteausfälle. Naturkatastrophen haben aufgrund des Klimawandels zugenommen. Wenn ich meinen Reis anbaue, brauche ich viel Sonne, aber Überschwemmungen oder zu frühe und unvorhersehbare Regenfälle haben viele meiner Reisfelder zerstört. Das hat meiner Familie sehr zugesetzt. Ich habe viel Geld, Zeit und Lebensmittel für meine Familie verloren. Deshalb bin ich sehr froh, dass Unmi uns mit ihrem Garten hilft.

Unmi wirbt auch bei Theateraufführungen im Dorf für gesunde Ernährung. Sie gibt ihr Wissen an ihre Nachbar:innen weiter und unterstützt sie, genauso wie ihr Vater es tut.

Erfahren Sie hier mehr über das CARE-Projekt JANO.

Das CARE-Projekt JANO fördert gesunde Ernährung - zum Beispiel durch Schulgärten. Das CARE-Projekt JANO fördert gesunde Ernährung - zum Beispiel durch Schulgärten.

Unmi im Schulgarten. Foto: Sarah Easter/CARE

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