"Ich habe nichts zu essen für mein Baby"

17 Kilometer sind es bis zum nächsten Gesundheitszentrum. Um sechs Uhr früh bindet sich Hawa ihre 14 Monate alte Tochter Mariam auf den Rücken und geht los. Schritt für Schritt macht sie sich aus ihrem Dorf auf nach Guéréda im Osten des Tschad. Der Fußmarsch allein auf dem Feldweg ist gefährlich. Mehr als drei Stunden ist sie unterwegs. Seit ihre Nachbarin vergewaltigt wurde, hat sie Angst. Hawa hat selbst zu wenig zu essen und ist erschöpft. Aber sie ist entschlossen, für ihr unterernährtes Kind Hilfe zu finden.

Um 9:30 Uhr erreicht Hawa das von CARE und der Europäischen Union unterstützte Gesundheitszentrum. Ausgelaugt und zitternd erklärt sie dem Personal Mariams Zustand. Paul, ein Krankenpfleger, untersucht das Baby und bestätigt den Schweregrad der Unterernährung. Mariam ist mit nur 6 Kilogramm eindeutig untergewichtig. Ihr mittlerer Oberarmumfang (MUAC) von 11,5 cm bedeutet, dass sie sich an der Schwelle zwischen schwerer und mittelschwerer akuter Unterernährung befindet.

Für ihr Alter und ihre Größe sollte Mariam 3,2 kg mehr wiegen. Sie ist zu schwach, um sich aufzusetzen, und ihre Augenlider flattern, während ihre Mutter spricht. „Zu Hause habe ich nichts, um mein Baby zu füttern“, sagt Hawa. „Ich bin nicht verheiratet und habe keine Arbeit.“ Sie ist selbst mangelernährt. Ihre Muttermilch ist versiegt.

Krankenpfleger Paul misst Baby Mariams Oberarmumfang. Foto: Sarah Easter/CARE

Wie Hawa sind im Tschad viele Bewohner:innen in unsicherer Ernährungslage. 2024 war die Ernte besonders schlecht. Mehr als 3,4 Millionen Menschen haben nicht ausreichend zu essen. 1,9 Millionen Kinder leiden an akuter Unterernährung.

Krankenpfleger Paul sieht viel zu viele Fälle wie Baby Mariam. Unterernährung bedeutet nicht nur, dass ein Kleinkind zu wenig wiegt. „Sie schwächt die Knochen, lässt die Haare ausfallen und deformiert den Körper. Sogar das Gehirn wird in Mitleidenschaft gezogen. Teile des Gehirns können ganz aufhören zu wachsen“, erklärt er. „Das Immunsystem bricht zusammen und macht das Kind anfällig für Krankheiten wie Fieber und Durchfall.“

Paul wiegt Mariam und hört auf ihre Atemzüge. „Für ein unterernährtes Kind ist Atmung schwierig. Sie ist langsam und tief. Die Lungen rasseln und es hört sich an, als würde der Wind durch ein kleines Rohr gepresst“, sagt er während der Untersuchung. Mariam bekommt Breipulver. Hawa ist erleichtert.

Der instabile Zustand des Tschad verschärft die Krise weiter. Das Land beherbergt 1,2 Millionen Flüchtlinge, die meisten kommen aus dem Sudan. Doch die Ressourcen sind begrenzt. Die Bevölkerung hat mit den Folgen der Klimakrise, steigenden Preisen für Lebensmittel und Umweltzerstörung zu kämpfen. Hunger breitet sich aus. Viele Familien können sich nicht einmal mehr mit den allernötigsten Gütern versorgen.

Das Gesundheitszentrum empfängt jede Woche über hundert Mütter. Diesmal befinden sich sechzig Kinder bei der Messung in der roten Zone der akuten Gefahr. „Ohne sofortige Hilfe werden viele von ihnen nicht überleben“, sagt Krankenpfleger Paul.

Hawa ist erleichtert. Sie bekommt Breipulver für Mariam, damit sie ihr zu Hause was zu essen geben kann. Foto: Sarah Easter/CARE

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