Ex-Profisportler aus Syrien ist jetzt Nothelfer im Jemen

Der ehemalige syrische Profi-Basketballer Salah Hamwi ist der stellvertretende Leiter der humanitären Arbeit von CARE im Jemen. Wie viele andere Syrer:innen musste er wegen des Krieges aus seiner Heimat fliehen. Hier erzählt er von seinem Weg vom Sportler zum Flüchtling und in die Nothilfe.

„Es ist etwas mehr als ein Jahrzehnt her, dass ich aus dem Profisport ausgestiegen bin. Aber ich kämpfe immer noch. Das Ziel hat sich allerdings verändert. Es geht nicht mehr ums Gewinnen am Sportplatz. Jetzt kämpfe ich gegen den Hunger. Jetzt kämpfe ich gegen die Ungleichheit der Geschlechter. Jetzt kämpfe ich gegen Kälte. Jetzt kämpfe ich gegen Krankheiten. Ich kämpfe gegen die täglichen Herausforderungen, denen Tausende von Menschen im Jemen ausgesetzt sind, die von Konflikten, Vertreibung und Naturkatastrophen betroffen sind. Leider ist dieses wunderschöne alte Land in die größte humanitäre Krise der Welt gestürzt. Tausende sind bereits umgekommen. Millionen Menschen wurden vertrieben.

Ich bin ein syrischer Flüchtling. Ich habe bei CARE 2015 in der Türkei begonnen. Mein erster Einsatz war die Hilfe für Menschen aus Syrien in der Türkei und im Libanon. Geboren und aufgewachsen bin ich in Aleppo, der zweitgrößten Stadt Syriens. Im Alter von zehn Jahren war ich bereits 160 cm groß. Ich begann mit Basketball und spielte etwa zehn Jahre lang professionell, national und international. 
Was 2011 mit Unruhen in Syrien anfing, eskalierte zu einem bewaffneten Konflikt. Auch ich musste fliehen. Nach acht Jahren Tätigkeit in der Türkei bin ich nun im Jemen. Hier sind 23,4 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Mindestens 4,3 Millionen Menschen sind Vertriebene im eigenen Land.  

Ich fühle mich der Bevölkerung sehr verbunden. Die Erfahrung meiner eigenen Vertreibung spornt mich jeden Tag an, Menschen in Not zu helfen. In den letzten Jahren konnte CARE im Jemen jedes Jahr rund drei Millionen Menschen unterstützen: mit Hilfe von Nahrung, Bildung für Kinder, Wasser und sanitären Einrichtungen sowie Gesundheitsdiensten. Im Jahr 2022 erreichten wir über 1,6 Millionen Menschen (davon mehr als die Hälfte Frauen) mit Hilfe im Bereich Nahrung und Ernährung. 

Frauen und Kinder leiden in jedem Konflikt am meisten. Der Jemen ist da keine Ausnahme. Zwei Millionen Kinder, die nicht zur Schule gehen, sind nun stärker gefährdet, sich bewaffneten Gruppen anzuschließen oder früh verheiratet zu werden. CARE wirkt dem durch die Ausbildung von Lehrer:innen, die Renovierung von Schulen und die Verteilung von Büchern entgegen. 

Heute haben 16,3 Millionen Menschen (51 Prozent der Bevölkerung) im Jemen kein sauberes Wasser. CARE setzt auf die Sanierung bzw. den Bau von Wasserinfrastruktur und Latrinen, die Lieferung von Wasser per LKW und die Förderung von Hygiene- und Sanitärmaßnahmen. Im vergangenen Jahr hat CARE mit Hilfe in diesem Bereich 836.578 Menschen erreicht. 

Es ist schockierend, dass hier im Jemen alle zwei Stunden eine Mutter und sechs Neugeborene sterben. Die Verbesserung der Gesundheitsversorgung ist von hoher Bedeutung. CARE arbeitet an der Stärkung von Gesundheitssystemen. Wir unterstützen Gesundheitseinrichtungen und schulen medizinisches Personal. 

Trotz all unserer Bemühungen kann CARE nicht mehr Menschen im Jemen helfen. Wir sind ständig mit begrenzten Ressourcen konfrontiert. Auch für den internationalen Jemen “Humanitarian Response Plan” stehen nur 55 Prozent der erforderlichen Mittel zur Verfügung. 

Wir fordern die Gebergemeinschaft auf, nachhaltig finanzielle Mittel für die größte Langzeitkrise der Welt bereit zu stellen. Was wir brauchen, sind kurzfristige lebensrettende Maßnahmen sowie langfristige strategische Investitionen. Der Jemen braucht Ihre Aufmerksamkeit. Der Jemen braucht Ihr Mitgefühl. Der Jemen braucht Ihre Unterstützung. Über 23 Millionen Menschen in Not brauchen Sie.“

 

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