Tschad: "Mama, sie kommen, um uns zu töten!"

Ein lautes Geräusch reicht. Sofort rennen Maysam (10), Baisam (6) und Maysoun (4) zurück zu ihrer kleinen Hütte aus Lehm, Sand und Wellblech. Sie rufen nach ihrer Mutter und verstecken sich. Mehr als ein Jahr nach der Flucht aus ihrer Heimatstadt Al-Fashir in Darfur haben sie noch immer Angst. Auch ihre Mutter Nima (34) fühlt sich im Camp für Geflüchtete nicht in Sicherheit, obwohl die Familie aus dem Sudan der unmittelbaren Gefahr entkommen ist.

Fünf Tage gingen sie zu Fuß durch die trockene Ebene. Nahrung und Wasser waren nirgends zu finden. Manchmal trafen sie auf ein Dorf, in dem sie etwas zu essen und zu trinken bekamen. Nimas Mann wurde an der Schulter angeschossen und blutete den ganzen Weg über. „Wir wussten nicht, dass wir in den Tschad gehen würden. Wir sind nur vor den Explosionen und Schüssen weggelaufen“, sagt Nima. Bis November 2024 sind 712.000 Flüchtlinge im Tschad angekommen. Die UN schätzt, dass diese Zahl bis Ende 2024 auf 910.000 ansteigen wird. Etwa 88 Prozent der registrierten Flüchtlinge sind Frauen und Kinder.

CARE leistet mit Unterstützung der EU im Tschad Nothilfe. CARE leistet mit Unterstützung der EU im Tschad Nothilfe.

Nima fühlt sich nirgendwo mehr sicher. Foto: Sarah Easter/CARE

„Als wir endlich im Tschad ankamen, war ich sehr glücklich und erleichtert“, sagt Nima. Doch die belastenden Erinnerungen an das, was sie durchgemacht haben, kehren bald zurück. Sie verfolgen auch die Kinder. Baisam (6) träumt noch immer jede Nacht schlecht. „Mami, sie kommen, um uns zu töten. Wir müssen weglaufen!“, schreit sie dann.

Das Trauma eines Konflikts hat lang anhaltende psychologische Auswirkungen auf Kinder. Wer in einem Kriegsgebiet oder inmitten eines bewaffneten Konflikts aufwächst, kann kein normales Leben führen. Kinder müssen mitansehen, wie ihr Zuhause zerstört wird oder ihre Familienmitglieder, Nachbar:innen und Freund:innen verletzt oder getötet werden. Sie haben vielleicht nicht die Worte, um auszudrücken, was ihnen widerfahren ist. Die Belastung zeigt sich jedoch in ihrem Verhalten.

Kinder brauchen Sicherheit, um ihre Stimme wiederzuerlangen und den Schmerz, den sie erlitten haben, zu verarbeiten. Oft können sie nicht verstehen, warum ihnen etwas widerfährt. Auch Nimas Töchter stellen ihr viele Fragen. „Aber wie soll ich ihnen den Krieg erklären?“, fragt sich ihre Mutter. „Was soll ich antworten, wenn sie mich fragen, was sie falsch gemacht haben und warum sie gejagt werden? Ich weiß es nicht. Das ist Krieg!“

CARE leistet mit der EU im Tschad Nothilfe. CARE leistet mit der EU im Tschad Nothilfe.

Nima mit ihren Töchtern und ihrem Baby Cherif. Foto: Sarah Easter/CARE

„Solange ich Angst habe, fühle ich mich hier in diesem Lager nicht zu Hause. Ich brauche Seelenfrieden. Ich brauche ein Ende des Krieges“, sagt Nima. Ihr jüngstes Kind Cherif (sechs Monate alt) ist im Camp für Geflüchtete im Tschad geboren. Das Leben der Familie ist von Entbehrungen geprägt. Hilfe mit Nahrungsmitteln gab es nur die ersten Monate. Die Region, wo sie untergekommen sind, leidet in der Klimakrise unter Überschwemmungen oder Dürre. Die Ernten sind zu mager, um die Menschen zu versorgen.

CARE stellt mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union Bargeld zur Verfügung, damit Geflüchtete wie Nima und ihre Familie kaufen können, was sie am dringendsten brauchen. In Nimas Fall waren das zum Beispiel Mehl, Zucker und Salz. „Aber jetzt sind nur noch sieben Kilo Mehl da. Und in fünf Tagen wird nichts mehr für meine Kinder, meinen noch immer verletzten Ehemann, meine drei Schwestern und mich übrig sein. Wir wissen nicht, was wir tun werden, wenn das Essen aufgebraucht ist“, sagt sie. Erfahren Sie hier mehr über die Hilfe von CARE im Tschad.

Nima übernimmt, wann immer möglich, Bauarbeiten im Lager. Aber es gibt für sie zu wenig Beschäftigung, um ihre Familie zu ernähren. „Mein Ziel ist, dass meine Kinder zur Schule gehen. Ich wünsche mir so sehr, dass wir ohne Angst leben und wieder ein Zuhause haben können!“

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