Gaza: Infektionskrankheiten gefährden tausende Leben

Fast vier Monate nach dem Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober und den weitreichenden Zerstörungen in Gaza, verschlechtert sich die humanitäre Situation im Gazastreifen weiter.

Die gesamte Zivilbevölkerung ist von einer akuten Hungersnot bedroht. Im Moment haben die Menschen im Durchschnitt nur zwei bis drei Liter Wasser pro Tag zur Verfügung. Das ist ein Fünftel dessen, was in Ausnahmesituationen zum Trinken, Kochen und für die persönliche Hygiene nötig wären. 

Der Großteil der Bevölkerung – über 1,7 Millionen Menschen – mussten ihr Zuhause aufgeben und alles zurücklassen. Sie suchen Zuflucht in provisorischen Unterkünften. Diese bieten aber kaum Schutz vor Regen und Wind, oder den aktuellen Temperaturen von nur fünf Grad in der Nacht. 

„Es ist ein Albtraum. Die Menschen haben keine Winterkleidung, keine Decken, nichts. Die Böden, auf denen sie schlafen, sind schlammig, da der Regen ständig die Zelte überschwemmt. In den Camps, in denen CARE arbeitet, gibt es kaum Wasser. Die Menschen müssen Brackwasser trinken und essen alles, was sie auf dem schmutzigen Boden finden. Alle husten, Kinder haben blutigen Durchfall. Mütter verzichten auf Essen, um sicherzustellen, dass ihre Kinder satt werden“, berichtet Hiba Tibi, stellvertretende Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika.

Besonders katastrophal ist die Situation in Rafah, wo rund eine Million Menschen auf einer Fläche von 65 km2, so groß wie das Stadtgebiet von Salzburg, zusammengepfercht sind. Die Anzahl der Notunterkünfte wächst immer weiter. Mittlerweile müssen sich bis zu 480 Menschen eine Toilette teilen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation haben Durchfallerkrankungen bei Kindern unter fünf Jahren seit der Eskalation des Konflikts um 2.000 Prozent zugenommen. Über 225.600 Menschen leiden an Atemwegsinfektionen. Die Gesundheitsversorgung ist kaum noch vorhanden.

Rafah, Gaza, 2024 Rafah, Gaza, 2024

Die Hygienesituation in Rafah ist katastrophal. Das Risiko an vermeidbaren Krankheiten zu sterben, steigt.

„90 Prozent der Kinder unter zwei Jahren in Gaza können nicht altersgemäß und abwechslungsreich ernährt werden. Durch ihr geschwächtes Immunsystem steigt das Risiko für Krankheiten“, sagt Tibi. „Junge Mütter sind nicht in der Lage zu stillen, weil sie zu unterernährt und psychisch belastet sind. Wir können nur ansatzweise abschätzen, welche katastrophalen Auswirkungen dieser Krieg in den kommenden Jahren haben wird. 

CARE fordert eine sofortige Feuerpause, damit im gesamten Gazastreifen vollständige, sichere und ungehinderte Bereitstellung humanitärer Hilfe gewährleistet werden kann und die sofortige Freilassung aller Geiseln. Die internationale Gemeinschaft muss schnell handeln, um eine Verschärfung der humanitären Katastrophe abzuwenden. 

So hilft CARE: Seit der Eskalation des Konflikts konnten CARE-Teams und Partner in Gaza Hygienepakete, Unterkünfte, Decken und Matratzen sowie Trinkwasser an über 91.000 Menschen verteilen. CARE erreichte außerdem über 60.000 Menschen mit medizinischer Unterstützung. 

  • Haltung von CARE CARE Österreich verurteilt zutiefst den brutalen Terrorangriff auf Israel vom 7. Oktober. Unser Mitgefühl gilt den Opfern und Geiseln dieses Angriffs, ihren Familien sowie allen zivilen Opfern. CARE verurteilt jegliche Gewalt gegen Zivilbevölkerungen. Wir sind zutiefst beunruhigt über die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten. Die Gräueltaten, die an unschuldigen Zivilistinnen und Zivilisten verübt wurden, sind unvorstellbar. Die Notlage der Bevölkerung in der Region verschlimmert sich zusehends. Der Bedarf an Hilfe ist enorm. CARE verurteilt jegliche Gewalt und fordert alle Konfliktparteien dringend dazu auf, ihren Verpflichtungen aus dem humanitären Völkerrecht nachzukommen und die Zivilbevölkerung zu schützen. Die Arbeit von CARE orientiert sich ausschließlich am humanitären Mandat und den Menschenrechten.
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