Vor zwei Monaten ist der Konflikt im Nahen Osten eskaliert. Bei einem brutalen Terrorangriff auf Israel wurden über 1.200 Menschen getötet. Viele Familien warten immer noch verzweifelt auf die Freilassung israelischer und ausländischer Geiseln. Währenddessen verschärfen Vertreibung, Mangel an medizinischer Versorgung und sauberem Wasser sowie der Wintereinbruch die Not von Frauen und Kindern im Gazastreifen.

Hiba Tibi, stellvertretende CARE-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika, berichtet: „Die Kindersterblichkeit, der Hunger und das psychologische Trauma haben ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht. Die aktuelle Lage macht alles, was über das Überleben hinausgeht, unmöglich.“

Für Kinder ist der Gazastreifen derzeit einer der tödlichsten Orte, durchschnittlich sterben 115 Kinder pro Tag. Anstatt zur Schule zu gehen oder zu spielen, suchen sie Zuflucht vor Bombardierungen, trauern um tote Eltern und Geschwister, fliehen mit ihren Familien oder sammeln Feuerholz, um sich warm zu halten.

„Mütter berichten uns, dass ihre Kinder aufgrund dessen, was sie gesehen und erlebt haben, nicht mehr sprechen oder essen. Andere weinen und schreien bei jedem lauten Geräusch, das sie hören. Zwei Monate Krieg haben eine ganze Generation von Kindern traumatisiert“, sagt Hiba Tibi.

Laut Angaben des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen besteht ein hohes Risiko einer Hungersnot. Bereits jetzt sind viele Menschen dehydriert und unterernährt. Mütter essen einmal am Tag, damit genug für ihre Kinder bleibt.

60 Prozent der Häuser im Gazastreifen sind schwer beschädigt oder zerstört. 1,9 Millionen Menschen – fast 85 Prozent der Bevölkerung – mussten in den letzten zwei Monaten ihr Zuhause verlassen. Viele Familien leben in überfüllten Camps, Schulen oder Gemeinschaftszentren. Sie wissen nicht, ob sie jemals wieder in ihre Häuser zurückkehren können.

Wichtige Infrastruktur wie Wassernetze, sanitäre Einrichtungen und Getreidemühlen sind zerstört. Nur 40 Prozent der Krankenhäuser und medizinischen Einrichtungen sind teilweise funktionsfähig. Viele der mehr als 43.600 Verwundeten und 180 schwangere Frauen erhalten keine sichere medizinische Versorgung oder Entbindungshilfe.

CARE verurteilt jegliche Gewalt und fordert alle Konfliktparteien dringend dazu auf, ihren Verpflichtungen aus dem humanitären Völkerrecht nachzukommen und die Zivilbevölkerung zu schützen. Entführte Geiseln müssen sofort freigelassen werden. Alle Vorwürfe von Vergewaltigung und geschlechtsspezifischer Gewalt müssen unverzüglich und gründlich untersucht werden. Der Zugang zu humanitärer Hilfe muss über alle Grenzübergänge in den Gazastreifen gesichert sein. Nur ein dauerhafter Waffenstillstand kann eine vollständige humanitäre Katastrophe abwenden.

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