"Wo sollen die Menschen Schutz finden?"

Es fehlt an Wasser, Nahrung, Notunterkünften, Medikamenten und ärztlicher Versorgung. Selbst Plastikplanen für einen Unterschlupf oder Decken und warme Kleidung gibt es für die Menschen in Gaza nicht ausreichend. Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE Österreich, beschreibt die humanitäre Not in einem Interview mit ORF III.

„Die Zivilbevölkerung ist sehr jung im Gazastreifen. Der Anteil von Kindern und Jugendlichen liegt bei etwa 40 Prozent. Für sie und für Frauen und für alte Menschen ist die Situation wirklich lebensbedrohlich. Es gibt keinen sicheren Platz mehr. In Rafah im Süden nahe der ägyptischen Grenze drängen sich rund 1,3 Millionen Menschen, wo zuvor 300.000 gelebt haben. Die vielen Geflüchteten sind nur provisorisch untergekommen.

CARE leistet Nothilfe. Was ganz dringend gebraucht wird, sind Decken und warme Kleidung. CARE hat tausende Wintersets verteilt. Denn als die Menschen innerhalb des Gazastreifens geflohen sind, hatten sie oft nur die Kleidung, die sie damals getragen haben. Die meisten konnten nichts mitnehmen. Niemand hat gedacht, dass die furchtbare Kriegssituation mehr als vier Monate andauert. Jetzt im Winter hat nachts nur fünf oder sechs Grad. Die Menschen haben oft nur Plastikplanen als Schutz und oft nicht einmal das.

CARE arbeitet seit 1948 in der Westbank und in Gaza. In Rafah haben Familien in ihre Häuser oder Wohnungen 30 oder 40 Geflüchtete aufgenommen. In den überfüllten Notunterkünften in Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden teilen sich hunderte Menschen die Sanitäranlagen. Sich zu waschen oder zu duschen ist über Wochen unmöglich. Sehr viele Kinder husten. Sie haben Bronchialinfekte, können aber nicht behandelt werden. Sehr viele Menschen sind verletzt, zum Teil schwer. Ältere Menschen, die auf Medikamente angewiesen sind, bekommen diese oft seit Wochen und Monaten nicht. Zwei Drittel der Krankenhäuser haben den Dienst eingestellt. Es gibt kaum sauberes Wasser.“

Kind mit CARE-Hygienepaket in Rafah, Gaza, 2024 Kind mit CARE-Hygienepaket in Rafah, Gaza, 2024

CARE leistet über CARE Ägypten humanitäre Hilfe. Foto: CARE

„Wir verteilen Wasser und Hygiene-Pakete, doch das ist leider nicht in ausreichender Menge möglich. Zwei Millionen Menschen kann man nicht mit Wasserflaschen versorgen. Man kann auch nicht unter Dauerbeschuss helfen, weil das für Helfer:innen lebensgefährlich ist. CARE fordert einen Waffenstillstand über mehrere Monate, damit sich die Zivilbevölkerung erholen kann. Eine Hungersnot bahnt sich an. Es besteht die Gefahr, dass im Gazastreifen mehr Menschen an den Folgen des Krieges sterben könnten als am Krieg selbst“, sagt Andrea Barschdorf-Hager im Interview mit ORF III.

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