Geburt in Sicherheit

Als die Fruchtblase platzte und die Wehen einsetzten, breitete Chantal (36) am Boden ihrer Hütte eine Bambusmatte aus. Allein brachte sie ihre Tochter zur Welt. Dann riss sie ein Stück aus der Matte und trennte damit die Nabelschnur durch. Mit einem Tuch wischte sie Wasser aus der Nase des Babys. Dann legte sie sich erschöpft hin und schlief ein.

Hausgeburten sind im Osten der Demokratischen Republik Kongo weit verbreitet. Ein kleines Gesundheitszentrum, das seit Herbst 2024 von CARE unterstützt wird, bietet nun Hilfe an. Es liegt inmitten von elf Dörfern und versorgt eine Bevölkerung von 13.718 Menschen.

Emmanuel, der Chefarzt, tritt nach draußen und blickt zu den Frauen, die sich im Schatten der Bäume versammeln. Er erinnert sich an den Beginn der Klinik. „Es kamen nur wenige Menschen, da sie sich die Behandlung nicht leisten konnten. Es fehlte an Medikamenten und Ausrüstung. Wir hatten nicht einmal Antibiotika oder Betten für Entbindungen.“ Als Teil eines Projekts von CARE hat die Einrichtung eine bessere Ausstattung erhalten und ist voll.

Unter den rund 800 Patientinnen sind auch schwangere Frauen, die hier kostenfrei und sicher entbinden können. „Im Mai hatten wir 51 Entbindungen, 49 überlebten“, sagt Emmanuel und hält einen Moment inne. „Zuvor starben schätzungsweise die Hälfte der Neugeborenen während der Geburt. Wahrscheinlich sogar noch mehr, da die Fälle mit Hausgeburten nicht gemeldet wurden.“

Er spricht eindringlich über die Bedeutung der Vorsorgeuntersuchungen für Schwangere. „Eine Schwangerschaft stellt enorme körperliche Anforderungen an den Körper. Viele lebensbedrohliche Komplikationen zeigen sich schon Wochen oder Monate vor der Entbindung in Warnzeichen.“

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Chantal mit ihrer Tochter Dorcas (3 Monate alt). Foto: Sarah Easter/CARE

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Chefarzt Emmanuel im Gespräch mit Chantal. Foto: Sarah Easter/CARE

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Auf dieser Bambusmatte in ihrer Hütte hat Chantal ihr Baby zur Welt gebracht. Foto: Sarah Easter/CARE

Chantal hat sieben Kinder, die alle zu Hause geboren wurden. „Ich wusste nichts von dem Programm für die kostenlose Geburtshilfe. Entbindungen in Gesundheitszentren waren für mich zu teuer“, sagt sie. Also kam Dorcas wie ihre Geschwister auf der Bambusmatte am Boden zur Welt. Auf diesen Matten sitzen, essen, schlafen und leben Familien wie die von Chantal. Staub, Schmutz und Bakterien bergen ein hohes Infektionsrisiko. In der DR Kongo stirbt eine von 200 Frauen bei der Geburt und eines von 40 Babys.

Chantal und die kleine Dorcas haben überlebt, aber nicht ohne gesundheitliche Einschränkungen. „Dorcas hat Schwierigkeiten beim Atmen, besonders nachts“, sagt Chantal. Auch sie hatte Schmerzen. Als sie von der Klinik erfuhr, erhielt Dorcas dort kostenlos Medikamente, die ihr Atemproblem behandeln. Chantal wurde wegen eines Blutgerinnsels an ihrer Hüfte operiert. „Ich kann keine schweren Gegenstände heben und nicht mehr auf dem Feld arbeiten. Dadurch habe ich das zusätzliche Einkommen für unsere Familie verloren“, sagt sie. „Ich werde von nun an zur Behandlung und Entbindung ins Gesundheitszentrum gehen.“

Die CARE-Klinik versucht Menschen wie Chantal die Bedenken zu nehmen, zur Geburt und zur Nachsorge hierher zu kommen. Doch auch der Weg kann gefährlich sein. Frauen sind häufig in Gefahr, sexuelle Übergriffe und Gewalt zu erleben. Dennoch kommen die Mütter weiterhin. Sie wählen ein Bett, einen Entbindungstisch und eine geschulte Hand statt der Bambusmatte in ihrer Hütte.

CARE unterstützt eine Klinik für Mütter und Babys in der DR Kongo. CARE unterstützt eine Klinik für Mütter und Babys in der DR Kongo.

Baby Dorcas wurde in der CARE-Klinik wegen ihrer Atemprobleme behandelt. Foto: Sarah Easter/CARE

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