Mosambik: Schule ohne Trinkwasser

Der Schultag von Farsana (15) beginnt um 12.30 Uhr. Am Vormittag hilft sie ihren Eltern bei der Arbeit auf den Feldern oder bei der Ernte. Vor 12.30 Uhr dürfte sie auch gar nicht in die Schule kommen, weil sie der Gruppe am Nachmittag zugeteilt ist. Farsanas Schule in Cabo Delgado im Norden von Mosambik ist so überfüllt, dass die Kinder in zwei Schichten unterrichtet werden. Doch selbst das reicht nicht aus, weil der Andrang so groß ist. In der Umgebung gibt es keine andere Bildungseinrichtung. Im Klassenzimmer drängen sich insgesamt hundert Schüler:innen. Die Kinder müssen sich zu viert eine Bank für zwei teilen. Sieben Jahre Schulunterricht werden hier angeboten.

Die Altersunterschiede sind groß. Einige Kinder wiederholen Klassen, weil es keine weiterführende Schule gibt, an der sie ihre Ausbildung fortsetzen könnten. Andere waren mehrere Jahre nicht im Unterricht, weil sie zu Hause arbeiten mussten oder mit ihren Eltern geflohen sind. Manche sind erst kürzlich ins Dorf zurückgekehrt oder hierher umgezogen. Doch unabhängig von ihrem Hintergrund oder Alter kommen sie zusammen, um zu lernen und zu singen.

Dass die Schule überlastet ist, merkt man auch daran, dass nicht genug Wasser für alle zur Verfügung steht. „Wir haben kein fließendes Wasser. Während der Regenzeit sammeln wir Regenwasser, aber es reicht nicht für alle Kinder das ganze Jahr über“, sagt der Direktor. „An einem heißen Tag bräuchten wir mindestens 1.000 Liter Wasser täglich zum Trinken, Händewaschen und für die Latrinen.“

Für Farsana ist der Wassermangel ein großes Problem. „Es ist nicht einfach. In manchen Wochen haben wir überhaupt kein Wasser. Wir können unsere Hände nicht waschen und haben kein Wasser zum Trinken. Dann müssen wir irgendwo im Dorf Wasser suchen. Es ist sehr schwer, mich zu konzentrieren, wenn ich nichts zu trinken habe“, sagt sie.

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In jedem Klassenzimmer der Schule drängen sich insgesamt hundert Schüler:innen. Foto: Sarah Easter/CARE

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Farsana hat große Ziele: „Ich möchte Ärztin werden, um anderen Menschen zu helfen." Foto: Sarah Easter/CARE

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Wenn der Wassertank leer ist, müssen die Kinder Wasser in die Schule bringen. Farsana trägt einen 20-Liter-Kübel mit Wasser, wenn sie an der Reihe ist. Foto: Sarah Easter/CARE

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Farsana ist Teil einer Mädchengruppe in der Schule, die von einer CARE-Mitarbeiterin über Menstruationshygiene unterrichtet wird. Sie hat auch ein Perioden-Set erhalten, das Unterwäsche und drei waschbare Stoffbinden enthält. Foto: Sarah Easter/CARE

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Sie freut sich schon auf das neue Bohrloch für die Wasserversorgung. "Wasser ist wichtig, um gesund zu bleiben", Foto: Sarah Easter/CARE

Wenn der Wassertank der Schule leer ist, werden die Kinder gebeten, Wasser zu bringen. „Wir haben ein System, bei dem die Klassen im wöchentlichen Wechsel für die Wasserversorgung zuständig sind, sodass jede einen Beitrag leistet“, sagt der Direktor. Wenn ihre Klasse an der Reihe ist, füllt Farsana den Kübel ihrer Mutter an, um 20 Liter Wasser zum Schultank zu tragen. „Manchmal finde ich ein Wasserloch, das genug Wasser hat. Manchmal gehe ich zum Fluss, und manchmal müssen wir es kaufen“, erzählt sie.

Gemeinsam mit der Schule und finanzieller Unterstützung der Austrian Development Agency sucht CARE in dem Gebiet nach geeigneten Standorten für ein Bohrloch für Wasser, das die Schüler:innen versorgen würde. CARE unterstützt in diesem Projekt den Aufbau bzw. die Instandsetzung der Wasser-Infrastruktur in Gemeinden, Schulen und Kliniken in Cabo Delgado. Mitglieder von eigens eingesetzten Wasser-Komitees werden dafür ausgebildet, diese künftig selbst warten zu können. In Farsanas Schule wird CARE den Wassertank sanieren, um seine Kapazität von 5.000 auf 15.000 Liter zu erhöhen und das Regenwasser-Sammelsystem zu verbessern.

Auch die Latrinen der Schule haben keinen Wasseranschluss. Hygiene ist unter diesen Umständen schwierig. „Für die Mädchen ist während ihrer Periode der fehlende Wasserzugang belastend“, sagt der Direktor. Es gibt nicht genug Wasser in der Schule, um die Stofftücher zu waschen, die sie als Binden benutzen. „Ich bringe mein Tuch in Plastik eingewickelt nach Hause, um es dort zu waschen“, erklärt Farsana. Aber zum Waschen hat sie nicht immer Seife, weil sie die auch kaufen muss. CARE hat vor, die Latrinen zu vergrößern, sie an den Wasserzugang anzuschließen und ein Abfallmanagementsystem einzusetzen.

Farsana ist Teil einer Mädchengruppe in der Schule, die von einer CARE-Mitarbeiterin über Menstruationshygiene unterrichtet wird. Sie hat auch ein Perioden-Set erhalten, das Unterwäsche, drei waschbare Stoffbinden und einen Zyklustracker enthält. Früher hat sie traditionelle Tücher um ihre Beine gebunden. „Aber das war weder hygienisch noch sicher“, sagt Farsana.

Sie freut sich schon auf den Abschluss des CARE-Projekts. Das neue Bohrloch für die Wasserversorgung  werde ihr Leben viel einfacher machen. Das betreffe nicht nur das Trinken oder die Hygiene. „Wasser ist wichtig, um gesund zu bleiben“, sagt Farsana.

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