Mütter auf der Flucht

Wenn Bomben fallen, Dürren die Ernten zerstören, Wasser knapp wird und Hunger den Alltag bestimmt, bleibt vielen Menschen keine Wahl: Sie müssen fliehen. Unter ihnen sind unzählige Mütter, die nicht nur um ihr eigenes Überleben kämpfen, sondern auch um das ihrer Kinder. Viele sind auf sich allein gestellt – unterernährt, ohne sicheren Zugang zu Wasser, medizinischer Versorgung oder Bildung. Sie verlieren ihre Heimat, ihre Existenz – und oft auch ihre Angehörigen. Auf der Flucht sind die Frauen zudem großen Gefahren ausgesetzt, darunter sexuelle Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung.

Was es bedeutet, alles Vertraute zurückzulassen, Verluste zu verarbeiten und sich an einem fremden Ort ein neues Leben aufzubauen, erzählen uns zum Muttertag Frauen aus verschiedenen Ländern in dieser Fotostory.

CARE leistet im Tschad Nothilfe für geflüchtete Frauen und Kinder. CARE leistet im Tschad Nothilfe für geflüchtete Frauen und Kinder.

Maria aus dem Sudan

Maria (20) ist die Mutter der kleinen Imtias. Es ist gerade einmal zwölf Stunden her, dass sie in einem Auffangcamp im Tschad angekommen ist. Maria hat einen langen Fußmarsch hinter sich und Tage voller Angst und Entbehrung.

„Ich bin unglaublich durstig. Vor zwei Tagen habe ich das letzte Mal etwas getrunken, vor sechs Tagen das letzte Mal gegessen“, erzählt sie. Maria und ihre Nachbar:innen sind zu Fuß vor der Gewalt im Sudan geflohen – ohne zu wissen, wohin genau. „Ich weiß nur, dass ich jetzt an einem anderen Ort bin, weil ich keine Schüsse und Explosionen mehr höre.“

Die Flucht war lang und kräftezehrend. Alles, was Maria jetzt noch besitzt, ist das Tuch, das sie trägt. „Darauf schlafen wir – weil wir zu erschöpft sind, weiterzugehen.“ Hinter Maria stehen weitere geflüchtete Frauen mit ihren Kindern.  „Wir leben noch. Aber wir haben keine Kraft mehr“.

Familie in temporärer Unterkunft in der Ukraine. Mutter in gestreiftem Shirt und zwei Kinder auf einer Couch mit mobilem Tisch Familie in temporärer Unterkunft in der Ukraine. Mutter in gestreiftem Shirt und zwei Kinder auf einer Couch mit mobilem Tisch

Olena aus der Ukraine

Als ihr Zuhause unter Beschuss geriet, floh Olena (31) mit ihren drei kleinen Söhnen nach Charkiw in den Nordosten der Ukraine. Zuvor war ihr Haus direkt getroffen worden. „Es gab ein lautes Pfeifen, dann explodierten die Fenster. Ich habe meine Kinder gepackt und bin mit ihnen in den Keller gerannt. Wir haben Glück, dass wir überhaupt noch leben.“

Jetzt steht ihr ältester Sohn Timur kurz davor, eingeschult zu werden – in einer U-Bahn-Station. Denn die Schulen in Charkiw wurden so oft angegriffen, dass Erstklässler nun unterirdisch unterrichtet werden. „Natürlich wünsche ich mir, dass er in eine richtige Schule gehen kann, mit Tageslicht“, sagt Olena. „Aber ich bin einfach nur froh, dass er lernen darf.“

Hütte im Südsudan, davor eine Frau in leuchtend rotem Tuch mit einem Kleinkind. Hütte im Südsudan, davor eine Frau in leuchtend rotem Tuch mit einem Kleinkind.

Tian aus dem Sudan

Tian (21) ist Mutter von drei kleinen Kindern – und Vertriebene. Als sie mit ihren Kindern in einem kleinen Dorf im Südsudan an der Grenze zum Sudan ankommt, liegt ein Albtraum hinter ihr: Krieg, Hunger, Krankheit und der Verlust ihrer Mutter, die durch einen Bombenangriff getötet wurde.

„Meine Mutter war gerade Wasser holen, als plötzlich der Tod vom Himmel fiel“, erzählt Tian. „Ich hatte keine Zeit zu weinen. Ich schnappte meine Kinder und rannte.“ Vier Monate war Tian mit ihren Kindern unterwegs – zu Fuß, ohne Ziel, nur mit der Hoffnung, dass es irgendwo einen Ort gibt, an dem keine Bomben fallen. „Ich wollte nur meine Kinder retten.“ Im Südsudan versucht sie sich nun ein neues Leben aufzubauen.

Mutter und Kind in einem Flüchtlingslager in Jordanien. Die Mutter trägt Hijab und Lederjacke, das Kind einen roten Pullover. Mutter und Kind in einem Flüchtlingslager in Jordanien. Die Mutter trägt Hijab und Lederjacke, das Kind einen roten Pullover.

Alaa aus Syrien

Seit zehn Jahren lebt Alaa (26) mit ihrer Familie und über 41.000 anderen Vertriebenen im Azraq-Flüchtlingscamp in Jordanien. Sie war gerade mal 16 Jahre alt, als sie aus Syrien fliehen musste. Das Leben im Camp ist nicht einfach: Jordanien ist seit Jahren mit einer steigenden Inflation und hoher Arbeitslosigkeit konfrontiert. Die Mehrheit der Geflüchteten lebt unterhalb der Armutsgrenze.

Alaa ist mittlerweile verheiratet und Mutter von vier Kindern. Sie möchte sich etwas aufbauen. Sie nimmt an einem Training von CARE teil, das durch die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit finanziert wird. Dort werden Frauen in Kleinspargruppen dabei unterstützt, finanzielle Eigenständigkeit zu erlangen. Die Teilnehmerinnen erweitern nicht nur ihre digitalen Fähigkeiten, sondern lernen auch, wie sie mit wenig Kapital Großes bewirken können – durch Sparen, kleine Investitionen und den Aufbau eigener Geschäftsideen. Alaa möchte selbstständig sein und für ihre Kinder sorgen können.

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