"Brechen wir aus der Gewalt aus!"
Hasnaa (50) wurde im Alter von zwölf Jahren gezwungen, die Schule abzubrechen. „Seit ich jung war, habe ich auf den Feldern gearbeitet. So verbrachte ich viele Jahre“, sagt Hasnaa. „Mein Leben drehte sich um harte Arbeit unter der Sonne. Ich wünschte, ich hätte eine Chance gehabt, etwas zu ändern.“ Hasnaa lebt mit ihrem älteren Mann und zwei Kindern in einer Notunterkunft in einem Camp für Vertriebene in Idlib im Nordwesten von Syrien. Das Dach über ihrem Kopf ist eine Zeltplane.
Hasnaa ist eine von Tausenden Frauen in Syrien, die trotz der schwierigen Lebensbedingungen nicht verzweifeln und sich gegen alle Widrigkeiten ein Stück Unabhängigkeit erkämpfen. Mit einem kleinen Laden, den sie in ihrem Unterschlupf eröffnete, nahm sie ihr Leben selbst in die Hand. „Ich habe dieses Geschäft gegründet, um meine Familie über Wasser zu halten. Ich möchte meinen Kindern ein besseres Leben ermöglichen als jenes, das ich hatte. Ich will dafür sorgen, dass sie ihre Ausbildung abschließen können“, sagt Hasnaa entschlossen. „Dieser Laden ist alles, was wir haben. Er ist unsere einzige Überlebensgrundlage.“
Hasnaa war nicht immer so unabhängig und optimistisch. All die Entbehrungen und der Druck, dem sie in ihrem Leben ausgesetzt war, ließen sie lange Zeit glauben, dass ihr Schicksal und das Schicksal anderer Frauen darin bestand, hart auf den Feldern zu arbeiten.

Hasnaa hat als Einkommensquelle für ihre Familie einen kleinen Laden eröffnet. Foto: 4 K Production

"Ich will dafür sorgen, dass meine Kinder ihre Ausbildung abschließen können." Foto: 4 K Production

Hasnaa lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in einer Notunterkunft für Vertriebene. Foto: 4 K Production

"Ich möchte meinen Kinder ein besseres Leben ermöglichen als ich hatte", sagt Hasnaa. Foto: 4 K Production
Hasnaa brach aus den Einschränkungen aus, die ihr auferlegt wurden. „Ohne es zu wissen, leben wir Frauen in einem Kreislauf der Gewalt, sei es physischer oder psychischer Natur. Die Gesellschaft hat uns beigebracht, dass dies normal ist und dass Frauen alles ertragen und schweigen sollten“, sagt sie. „Wir hatten keine Ahnung von unseren Rechten oder davon, dass das, was wir erlebten, Gewalt war.“ Auch in den eigenen Familien ist es für Frauen schwierig, ihre Rechte durchzusetzen, weil sie sich gegen Traditionen stellen müssen.
Hasnaa fand Unterstützung und Stärkung im Team von „Pillars of Good“. Sie ging zu Treffen, die in ihrem Camp angeboten wurden und lernte z.B. über Selbstbestimmung und wirtschaftliche Unabhängigkeit. Das Ziel der Aktivistinnen der Gruppe ist, den Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt und Ausbeutung zu fördern, das Bewusstsein für die Rechte von Frauen zu schärfen und psychosoziale Unterstützung und Rechtsberatung zu ermöglichen. Das ist Teil dieses Projekts von CARE, das von der Europäischen Union unterstützt wird.
„Während der Treffen sprachen wir über Themen, von denen wir dachten, dass es verboten sei, darüber zu reden – unsere Rechte!“, berichtet Hasnaa. Zur Sprache kam Gewalt, die Frauen erleben. In einem sicheren Rahmen tauschten sie sich drüber aus und auch darüber, wie sie sich und ihre Kinder vor Gewalt schützen können. Hasnaa und die anderen Frauen fanden darin emotionale Stärkung und Ressourcen, wie sie mit den Schwierigkeiten des Lebens im Camp umgehen können. Die besprochenen Themen entfalteten ihre Wirkung auch über den Frauenkreis hinaus.
Hasnaa konnte danach eine Verwandte davon überzeugen, ihre Tochter doch nicht wie geplant jung zu verheiraten. Sie erreichte, dass das Mädchen seine Ausbildung abschließen durfte anstatt die Schule abbrechen zu müssen. „Ich freue mich, dass ich das geschafft habe“, sagt sie.
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