Wien/Gaza, 7. März 2024. Seit dem Terrorangriff auf Israel vor fünf Monaten wurden Tausende Menschen getötet und verletzt, und über eine Million Menschen im Gazastreifen vertrieben. Die Hilfsorganisation CARE zeigt sich zutiefst besorgt über die katastrophale humanitäre Situation der Zivilbevölkerung. Dazu ein Statement von Hiba Tibi, CARE-Länderdirektorin in Westbank und Gaza:

„Seit Anfang Oktober sind über 100.000 Frauen, Männer und Kinder in Gaza getötet oder verwundet worden – das ist mindestens einer von 23 Menschen. Über 80 Prozent sind vertrieben und fürchten mit jeder Sekunde um ihr Leben. Seit Beginn der Eskalation starben stündlich zwei Mütter, Tausende von Kindern sind zu Waisen geworden, und 2,3 Millionen Palästinenser:innen sind unmittelbar vom Hungertod bedroht. Seit 152 Tagen werden jeden Tag Dutzende von Kindern getötet und verletzt.

Hinter all diesen Zahlen, hinter all diesen Fakten stehen echte Menschen: Gesichter weinender Kinder, die um ihre Eltern trauern. Mütter, die ihre Babys verloren haben und sich nicht vorstellen können, wie die Welt ohne sie weitergehen soll. Väter, die versuchen, ihre Söhne und Töchter unter den Trümmern zu finden. Die Kinder haben aufgrund des Gesehenen aufgehört zu sprechen. Mütter müssen ihre Kinder mit Tierfutter oder Gras füttern, damit sie überleben.

Mindestens 15 Kinder sind bereits verhungert – und das sind nur die Daten aus einem Krankenhaus. Im Norden ist bereits jedes sechste Kind unter zwei Jahren so akut unterernährt, dass es den morgigen Tag vielleicht nicht überlebt. Wir wissen, dass die kognitive und körperliche Entwicklung der Kinder stark beeinträchtigt wird, dass die Körper, Herzen und Köpfe einer ganzen Generation für ihre gesamte Zukunft geschädigt werden, selbst wenn sie den Hunger jetzt überleben.

Doch die Hilfe kommt immer noch nicht an, und unsere humanitären Helfer:innen riskieren ihr Leben bei der Ausübung ihrer Arbeit. Die Blockade geht weiter und schneidet die humanitären Korridore ab, die lebensrettende Nahrung für Menschen bringen sollten. Die Angriffe nehmen zu, und die Aussicht auf einen Bodenangriff auf Rafah, wo über 1,3 Millionen Menschen Zuflucht gefunden haben, wäre ein Albtraum, den wir uns nicht vorstellen können.

Nach fünf Monaten des Konflikts sind Vertreibung, Hunger, Mangel an medizinischer Versorgung und sauberem Wasser die Realität für 2,3 Millionen Menschen. Seit Monaten hören wir, dass Frauen ohne Narkose Kaiserschnitte vornehmen lassen müssen, und von Kindern, denen Gliedmaßen amputiert werden, ohne auch nur ein einfaches Schmerzmittel. Unsere Partner berichten uns, dass in den von ihnen betriebenen Notunterkünften täglich Frauen ihre Neugeborenen begraben, weil sie keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben oder weil sie sie nicht ernähren können.

Das Ausmaß dieser Krise ist katastrophal. Je länger dieser Konflikt andauert, desto lauter fordern wir einen sofortigen Waffenstillstand. Wir dürfen nicht aufhören zu hoffen, und wir werden nicht aufhören, Menschen in verzweifelter Not zu helfen.“

CARE Österreich verurteilt zutiefst den brutalen Terrorangriff auf Israel vom 7. Oktober. Unser Mitgefühl gilt den Opfern und Geiseln dieses Angriffs, ihren Familien sowie allen zivilen Opfern. CARE verurteilt jegliche Gewalt gegen Zivilbevölkerungen und fordert alle Konfliktparteien dringend dazu auf, ihren Verpflichtungen aus dem humanitären Völkerrecht nachzukommen und die Zivilbevölkerung zu schützen. CARE ist seit 1948 in der Region tätig. Die Arbeit von CARE orientiert sich ausschließlich am humanitären Mandat und den Menschenrechten.

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