Wien, 11. Jänner 2024. Zum neuen Barbie-Film gab es im vergangenen Jahr weltweit 273.279 Online-Artikel, zur humanitären Krise in Angola dagegen nur 1.049 Beiträge. Und das, obwohl Dürren, Überschwemmungen sowie Hunger in Angola dazu führen, dass mehr als sieben Millionen Menschen humanitäre Hilfe benötigen. Eine insgesamt traurige Bilanz, die dafür sorgt, dass Angola erneut auf Platz eins der zehn vergessenen humanitären Krisen liegt, die im vergangenen Jahr am wenigsten mediale Aufmerksamkeit bekamen. Bereits zum achten Mal veröffentlicht die internationale Hilfsorganisation CARE den Report „Breaking the Silence“, um auf diese vergessenen Krisen hinzuweisen.

„Die weltweite humanitäre Not war noch nie so groß wie 2023. Das spiegelte sich auch in der internationalen Berichterstattung wider. Es ist klar, dass neuere Ereignisse wie die Erdbeben in Syrien und der Türkei, der Ukraine-Krieg sowie der eskalierende Konflikt im Nahen Osten die Schlagzeilen dominieren. Viele Krisen in Afrika existieren seit langer Zeit, dementsprechend schwierig ist die Berichterstattung“, sagt Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE Österreich. „Wir sehen aber auch, dass die personellen und finanziellen Ressourcen der Medien sinken, was dazu führt, dass die Auslandsberichterstattung geringer ausfällt.“

Konflikte und Klimakrise verschärfen Hunger in Afrika

Alle zehn vergessenen Krisen finden in Afrika statt. Nach Angola folgt auf dem zweiten Platz Sambia, wo 1,35 Millionen Menschen von Hunger betroffen sind. Das Land leidet besonders unter den Folgen des Klimawandels. Ähnliches gilt auch für Platz drei der vergessenen Krisen: In Burundi kämpft die Bevölkerung regelmäßig gegen Naturkatastrophen wie Überschwemmungen. Fast 70.000 Menschen wurden dadurch vertrieben. Unterernährung ist besonders bei Kindern ein großes Problem.

„Laut den Vereinten Nationen werden 2024 weltweit fast 300 Millionen Menschen humanitäre Hilfe benötigen – knapp die Hälfte davon in Afrika. Wir dürfen nicht vergessen, dass Hunger fast immer menschengemacht ist. Konflikte, ökonomische Schocks, Wetterextreme, Armut und Ungleichheit sind wesentliche Treiber. Um Leben zu retten, braucht es neben mehr Aufmerksamkeit eine ausreichende Finanzierung für humanitäre Hilfe. Im vergangenen Jahr wurden nur 35 Prozent der benötigten finanziellen Mittel für humanitäre Hilfe bereitgestellt, das ist definitiv zu wenig“, appelliert Deepmala Mahla, CARE-Direktorin für Humanitäre Hilfe.

Zehn humanitäre Krisen, die 2023 keine Schlagzeilen machten:

  1. Angola – 7,3 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe
  2. Sambia – 1,35 Millionen Menschen haben zu wenig zu essen
  3. Burundi – 5,6 Millionen Kinder leiden an chronischer Unterernährung
  4. Senegal – 1,4 Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit betroffen
  5. Mauretanien – Jeder vierte Mensch lebt in Armut
  6. Zentralafrikanische Republik – Sechsthöchste Kindersterblichkeit weltweit
  7. Kamerun – Jeder sechste Mensch braucht humanitäre Hilfe
  8. Burkina Faso – 8,8 Millionen Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze
  9. Uganda – Müttersterblichkeit liegt bei 284 je 100.000 Lebendgeburten
  10. Simbabwe – Knapp 8 Millionen Menschen von extremer Armut betroffen

Fotomaterial zu den zehn vergessenen Krisen (Fotocredit: CARE)
Lesen Sie hier den Report „Breaking the Silence“.

Methodik: Zum achten Mal in Folge untersuchte der internationale Medienbeobachtungsdienst Meltwater für CARE fünf Millionen Online-Artikel in den Sprachen Arabisch, Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch im Zeitraum vom 1. Jänner bis 30. September 2023. Aus einer Liste von 48 humanitären Krisen, die mehr als eine Million Menschen betreffen, wurden jene zehn Krisen mit der geringsten medialen Präsenz ermittelt.

Über CARE: CARE wurde 1945 gegründet und ist heute eine der weltweit größten Hilfsorganisationen, die in über 100 Ländern tätig ist. Die Hilfe von CARE hat 2023 mehr als 166 Millionen Menschen – zwei Drittel davon Frauen und Mädchen – erreicht. Weitere Informationen unter www.care.at.

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