Wien, 8. August 2022. Eine neue Studie der Hilfsorganisation CARE zeigt, dass weltweit derzeit 150 Millionen mehr Frauen als Männer hungern. Diese Zahl wird durch die Auswirkungen des Klimawandels, die COVID-Pandemie und den Krieg in der Ukraine weiterwachsen. Denn Daten aus 109 Ländern belegen: Wächst die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern, nimmt die Ernährungssicherheit ab.

Im Jahr 2018 hungerten 18 Millionen mehr Frauen als Männer, 2021 waren es bereits 150 Millionen. Damit ist die geschlechterspezifische Ungleichheit in Bezug auf Hunger in nur drei Jahren um das 8,4-fache gestiegen. Obwohl sowohl Männer als auch Frauen von der Ernährungskrise betroffen sind, tragen letztere nachweislich die größere Last: In Somalia beispielsweise geben Männer an, kleinere Mahlzeiten zu essen, während Frauen berichten, dass sie Mahlzeiten oft auslassen müssen. Im Libanon verhält es sich ähnlich, mehr Frauen als Männer geben an, kleinere Portionen zu essen. Dabei ernähren sie sich zusätzlich auch eher von minderwertigeren Lebensmitteln als Männer.

„Dieser Bericht wirft ein Schlaglicht auf ein entscheidendes, aber oft übersehenes Element der weltweiten Ernährungskrise: Nämlich wie ungleich und ungerecht die Hungerkrise Frauen trifft. Die Gleichstellung der Geschlechter ist eng mit Ernährungssicherheit verbunden. Je größer die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern in einem Land ist, desto hungriger sind die Menschen“, so Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE Österreich.

Frauen müssen in der Ernährungskrise sichtbar gemacht werden

Obwohl Frauen auf allen Ebenen der Nahrungsmittelproduktion eine wichtige Rolle spielen, sind sie die ersten, die hungern. Dabei sind sie weltweit zu 90 Prozent für die Herstellung, Zubereitung und den Kauf von Lebensmitteln verantwortlich. Trotzdem gibt es in globalen Datenbanken zum Thema Geschlecht – wie dem Gender Data Portal der Weltbank – kaum Angaben zur Ernährungslage oder auch zur Rolle der Frau für die Nahrungsmittelproduktion. Die Folge: Fehlende Daten führen zu fehlenden politischen Maßnahmen. Umso wichtiger ist es deshalb, diese Lücken sichtbar zu machen.

„Frauen ernähren die Welt. Darum ist es an der Zeit, das globale Verständnis über die Zusammenhänge von Ernährungssicherheit und Geschlechterungleichheit zu verbessern“, so Barschdorf-Hager. „Die Überwindung der Geschlechterkluft bei der Nahrungsmittelversorgung erfordert ähnliche Veränderungen wie die Überwindung der Geschlechterkluft insgesamt – Frauen müssen die gleichen Rechte, Ressourcen und Möglichkeiten haben. Nahrung ist eines der grundlegendsten menschlichen Bedürfnisse – ohne gleichen Zugang zu nahrhaften Lebensmitteln ist das Gleichstellungsprojekt zum Scheitern verurteilt.“

Lesen Sie hier die CARE-Studie im englischen Original.

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