Wien, 6. Juni 2023. Für die Bekämpfung der aktuellen globalen Hungerkrise stehen weniger finanzielle Mittel zur Verfügung als bei der letzten Krise von 2008, obwohl die derzeitige Hungerkrise deutlich mehr Menschen betrifft. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Hilfsorganisation CARE, in der Statistiken zu Ernährungsunsicherheit und Finanzierungsmuster der beiden großen Ernährungskrisen verglichen wurden.

828 Millionen Menschen wissen aktuell nicht, woher sie ihre nächste Mahlzeit beziehen. Laut Prognosen wird die Zahl der Hungernden weiter zunehmen. Trotzdem standen 2022 nur 56 Prozent der finanziellen Mittel, die zur Bekämpfung des Hungers notwendig sind, zur Verfügung. Bei der Hungerkrise von 2008 waren dies immerhin 72,5 Prozent der benötigten Mittel.

„Während die internationale Gemeinschaft auf die Krise von 2008 mit einer beispiellosen Dringlichkeit reagiert hat, ist das aktuell nicht der Fall. Dabei ist der Anstieg der Menschen, die Hunger leiden, doppelt so hoch“, warnt Emily Janoch, Leiterin Wissensmanagement bei CARE USA und Mitautorin der Studie.

Anzahl der hungernden Menschen durch Krise verdoppelt

2008 führte der weltweite wirtschaftliche und finanzielle Zusammenbruch zu einem astronomischen Anstieg der Lebensmittelpreise – und des Hungers. Wegen der Krise mussten damals zusätzlich 97 Millionen Menschen Hunger leiden. Diese Zahl ist in der aktuellen Hungerkrise auf 209,6 Millionen gestiegen. Covid-19, konfliktbedingt steigende Treibstoff- und Lebensmittelpreise sowie die voranschreitende Klimakrise haben viele Länder bei der Bekämpfung von Ernährungsunsicherheit und Hunger um Jahrzehnte zurückgeworfen. Der Bedarf an humanitärer Hilfe ist enorm gestiegen.

Der Bericht unterstreicht außerdem, dass die internationale Staatengemeinschaft bei der Reaktion auf die Krise von 2008 die Chance verpasst hat, die Widerstandsfähigkeit des Nahrungsmittelsystems gegenüber zukünftigen Schocks zu stärken. Die Mittel wurden ungleichmäßig verteilt, Schlüsselsektoren wie die Landwirtschaft waren zu knapp 50 Prozent unterfinanziert.

„Wir brauchen keine neuen Lösungen, wir brauchen stärkere Systeme“

„Bei der Finanzierung der unmittelbaren Nothilfe wurde nicht genug für die mittel- und langfristige Ernährungssicherheit geplant, was das Ausmaß der heutigen Krise verringert hätte“, sagt Janoch. „Wir brauchen keine neuen Lösungen, wir brauchen stärkere Systeme.“

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