Wien, 17. August 2023. Der Südsudan ist weiterhin der tödlichste Ort für humanitäre Helfer:innen. Das zeigt eine Analyse der Hilfsorganisation CARE auf Basis von Daten der Aid Worker Security Database. Während von Jänner bis August 2022 weltweit 44 humanitäre Helfer getötet wurden, sind es seit Jänner dieses Jahres bereits 62 – darunter 22 im Südsudan, 19 im Sudan, vier in Somalia und drei in der Ukraine. Die Einwohner:innen aller vier Länder leiden unter Konflikten, Hunger, wirtschaftlicher Instabilität und der Klimakrise. 60 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.

„Dieser Anstieg ist ein alarmierender Trend. In den meisten Fällen wurden diese Frauen und Männer absichtlich angegriffen, während sie ihre Aufgabe, Leben zu retten, erfüllten. Das ist ein grober Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht und zeigt eine Missachtung von Millionen gefährdeter Menschen, für die die Bereitstellung von Hilfe den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen kann“, mahnt Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE Österreich. „Angesichts von 363,3 Millionen Menschen, die weltweit in Not sind, sollten Hilfsorganisationen nicht zwischen lebensrettender Hilfe und der Sicherheit ihrer Mitarbeiter:innen wählen müssen.“

Horn von Afrika: Schwierige Lage für Nothelfer:innen

Im Südsudan kamen 22 humanitäre Hilfskräfte ums Leben. „Es ist erschütternd zu sehen, dass der Südsudan weiterhin der tödlichste Ort für humanitäre Nothelfer:innen ist“, sagt Abel Whande, CARE-Länderdirektor im Südsudan. „Wir erkennen die Bemühungen der Regierung an, das wiederbelebte Abkommen zur Beilegung des Konflikts im Südsudan einzuhalten und umzusetzen. Dennoch ist das Land weiterhin mit Konflikten konfrontiert, die durch die Klimakrise verschärft werden. Etwa 7,8 Millionen Menschen sind von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen und 43.000 von einer Hungersnot.“

Im Sudan kamen mindestens 18 der 19 humanitären Helfer:innen, die heuer getötet wurden, während des anhaltenden Konflikts ums Leben, der Mitte April eskalierte. Mehr als 20 Millionen Sudanes:innen sind von Ernährungsunsicherheit betroffen, darunter drei Millionen Kinder. „Humanitäre Hilfskräfte setzen täglich ihr Leben aufs Spiel, um den Menschen die dringend benötigte Hilfe zukommen zu lassen“, so David MacDonald, CARE-Länderdirektor im Sudan. „Die sinnlosen Angriffe auf humanitäre Helfer:innen und die Plünderung von Hilfsgütern müssen aufhören.“

In Somalia, einem Land, das von Konflikten und der Klimakrise stark betroffen ist und dessen Bevölkerung mit Vertreibung und Hunger zu kämpfen hat, sind heuer vier humanitäre Helfer:innen ums Leben gekommen. Mehr als acht Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Einheimische Nothelfer:innen besonders betroffen

87 Prozent der heuer getöteten Hilfskräfte sind nationale Mitarbeiter:innen. Sie sind es Jahr für Jahr, die die Hauptlast zu tragen haben. Zwischen 2016 und 2020 sind mehr als 85 Prozent der Opfer schwerer Angriffe (Todesfälle, Entführungen und Schwerverletzte) einheimische Mitarbeiter:innen von Hilfsorganisationen.

#NoMatterWhat

Der Welttag der humanitären Hilfe findet am 19. August statt und geht auf den Selbstmordanschlag auf das UN-Hauptquartier in Bagdad im Jahr 2003 zurück, bei dem 22 Menschen getötet und 150 Mitarbeiter:innen von Hilfsorganisationen verletzt wurden. Das diesjährige Motto des Welttags der humanitären Hilfe, #NoMatterWhat, symbolisiert die Verpflichtung, allen Menschen in Not zu helfen, überall auf der Welt und trotz aller Widrigkeiten.

Hintergrund für Redaktionen: Die Analyse basiert auf der Aidworker Security Database von Humanitarian Outcomes. In der Datenbank sind weltweite Berichte über Sicherheitsvorfälle, bei denen vorsätzliche Gewalttaten gegen Mitarbeiter:innen von Hilfsorganisationen passieren, gelistet. 2023 gab es 185 schwere Attacken auf Nothelfer:innen, darunter 62 Todesfälle, 34 Entführungen und 89 Verwundete, die Mehrheit davon einheimische Hilfskräfte (Stand: 16. August).

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