Wien, 17. Juni 2022. Anlässlich des Weltflüchtlingstags am 20. Juni weist die internationale Hilfsorganisation CARE Österreich darauf hin, dass die finanzielle Unterstützung für Millionen Geflüchtete weltweit seit Jahresbeginn fast komplett ausgeblieben ist. Länder wie Syrien, Mali, Burundi, aber auch Haiti und Venezuela haben nach Angaben der Vereinten Nationen weniger als 15 Prozent der notwendigen Finanzhilfen erhalten, um die Vertriebenen im Land und über die Landesgrenzen hinweg zu unterstützen.

Schon vor dem Krieg in der Ukraine waren die Mittel für chronische humanitäre Krisen besorgniserregend niedrig. Seit Kriegsbeginn planen mehrere europäische Regierungen zudem, zugesagte Gelder für humanitäre Hilfe etwa in Syrien für die Unterstützung ukrainischer Flüchtlinge umzuleiten.

„Die internationale Aufmerksamkeit liegt derzeit auf der Ukraine. Wir dürfen dabei aber nicht die vielen anderen Krisen vergessen. Weltweit sind Millionen Menschen dazu gezwungen, ihr Zuhause aufgrund von Konflikten, Kriegen und Naturkatastrophen zu verlassen. Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, ihren Verpflichtungen nachzukommen und unverzüglich die finanziellen Mittel für die Versorgung und Unterstützung ALLER Geflüchteten und Vertriebenen aufzustocken, egal woher sie kommen und wohin sie flüchten“, mahnt Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE Österreich.

Syrien: Mittelkürzungen betreffen drei Millionen Menschen

Für die regionale Flüchtlingshilfe in Syrien sind derzeit nur 10,8 Prozent der erforderlichen Mittel eingegangen – zu wenig angesichts der verheerenden humanitären Lage. Laut Angaben des NGO Forums „Northwest Syria“, in dem CARE Mitglied ist, müssen Hilfsorganisation im Nordwesten Syriens in diesem Jahr massive Kürzungen in Höhe von 21,5 Millionen US-Dollar pro Monat im Vergleich zum Vorjahr bewältigen. Stehen nicht bald mehr Gelder zur Verfügung, drohen verheerende Folgen: So wird befürchtet, dass mehr als drei Millionen Menschen lebenswichtige Unterstützung zu verlieren drohen.

Tschad: Nahrungsmittelnotstand ausgerufen – Hilfsgelder und Unterstützung fehlen  

Über 4,6 Millionen Menschen sind derzeit in Burkina Faso, Tschad, Mali und Niger auf der Flucht. Jahr für Jahr ist die Sahel-Region mit einem chronischen Mangel an Finanzmitteln konfrontiert, da Konflikte, Vertreibung, Klimawandel, Hunger und Armut zunehmen. Dennoch waren Ende 2021 die Hilfspläne für die Zentralsahelzone und den Tschad zu weniger als 45 Prozent finanziert. Dies ist trotz steigendem Bedarf die niedrigste Fördersumme der letzten sechs Jahre.

„Am 1. Juni wurde im Tschad der Nahrungsmittelnotstand ausgerufen. Vier Millionen Menschen sind auf Nahrungshilfe angewiesen. Die humanitäre Situation ist dramatisch und verschlechtert sich von Tag zu Tag. Wasser, Nahrung, Medikamente, Schutz und Unterkünfte – es fehlt an allem. Ohne ausreichende Finanzierung ist es uns nicht möglich, als Hilfsorganisation die Hilfe zu leisten, die die Menschen im Tschad benötigen, obwohl wir über ein starkes Nothilfe-Team verfügen. Wir hoffen, dass die internationalen Geberländer ihre Hilfen rasch erhöhen“, so Huguette Sekpe, Programmdirektorin von CARE im Tschad.

So hilft CARE: CARE arbeitet in über 100 Ländern und setzt sich insbesondere für die Unterstützung von Frauen und Mädchen ein. In Syrien und den Nachbarländern hilft CARE mit lebenswichtigen Hilfsgütern wie Lebensmitteln und Hygieneartikeln, Bargeld, psychosozialer Unterstützung und setzt Maßnahmen zur wirtschaftlichen Stärkung von Frauen um. Im Tschad und in der zentralen Sahelzone hilft CARE geflüchteten Familien mit Nahrungsmitteln, Wasser, Hygieneartikeln sowie Bargeld und unterstützt Frauen, durch Kleinspargruppen finanziell unabhängiger zu werden.

Hintergrundinformationen für Redaktionen:
Quelle: UN OCHA Financial Tracking Services (Stand 13. Juni 2022) und UNHCR Data Portal

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