Wien, 18. März 2024. Laut dem heute veröffentlichten IPC-Bericht wird in den nördlichen Regionen des Gazastreifens unmittelbar zwischen jetzt und Mai 2024 eine Hungersnot eintreten. Der Bericht unterstreicht ebenfalls, wovor Hilfsorganisationen wie CARE seit Beginn des Konflikts gewarnt haben – nämlich wie rasant sich die humanitäre Krise in den engen Lebensräumen von Gaza ausgebreitet hat.

Auch im gesamten Gebiet der mittleren und südlichen Gouvernements erhöht sich laut IPC das Risiko einer Hungernot zunehmend. Die Hälfte der Bevölkerung, knapp 1,11 Millionen Menschen, befindet sich aktuell in einem Hungersnot-ähnlichen Zustand (IPC-Phase 5) mit einem extremen Mangel an Nahrungsmitteln und der Unfähigkeit, andere Grundbedürfnisse zu decken. Die übrige Bevölkerung kämpft unterdessen mit akuter Ernährungsunsicherheit – Familien müssen täglich Mahlzeiten ausfallen lassen.

„Ein sofortiger Waffenstillstand und dringende Maßnahmen zur Sicherstellung des Zugangs zu medizinischer Versorgung, Nahrungsmitteln, Wasser und anderen lebensnotwendigen Gütern für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen – insbesondere für Frauen und Kinder – sind notwendig, um diese Krise einzudämmen“, sagt Hiba Tibi, CARE-Länderdirektorin für Westbank und Gaza.

Kinder besonders stark betroffen

Bisher wurden über 31.000 Palästinenser:innen getötet – darunter 13.000 Kinder. Mit zunehmender Verschlechterung der humanitären Lage häufen sich nun auch die Todesfälle durch Hunger und Unterernährung. „Unsere Partner, die Gesundheitszentren im nördlichen Gazastreifen betreiben, berichten von einer Verdopplung der Zahl an Kindern zwischen Jänner und Februar, die als mäßig oder schwer unterernährt eingestuft wurden. Sie behandeln Kinder, die immer dünner werden, die vor lauter Hunger kaum noch sprechen und laufen können“, berichtet Tibi.

„Geschwindigkeit, Ausmaß und Schwere der Krise herausfordernd“

CARE gehört zu den Organisationen, die ihr Fachwissen in die Arbeit und die Schlussfolgerungen der IPC einfließen lassen. Dalmar Ainashe, CARE-Experte für Ernährungssicherheit, leitet die technische Arbeit von CARE im Rahmen der IPC-Partnerschaft: „Normalerweise benötigen Hungersnöte Zeit, um sich zu entwickeln. Deshalb ist die Krise im Gazastreifen in Bezug auf Geschwindigkeit, Ausmaß und Schwere so herausfordernd. Diese Entwicklung unterstreicht die dringende Notwendigkeit einer sofortigen, umfassenden und nachhaltigen humanitären Hilfe.“

Zwischen Jänner und Februar sind die Hilfslieferungen nach Gaza über den Landweg um 50 Prozent zurückgegangen. Zu den jüngsten Bemühungen und weiteren Plänen, Hilfsgüter auf dem Luft- und Seeweg einzuschleusen, fügt Tibi hinzu: „Sie sollten nicht als Ersatz für Hilfslieferungen auf dem Landweg angesehen werden. Denn das ist immer noch der einfachste, schnellste und kostengünstigste Weg, die dringend benötigte Hilfe in den Gazastreifen zu bringen.“

CARE Österreich verurteilt zutiefst den brutalen Terrorangriff auf Israel vom 7. Oktober sowie jegliche Gewalt gegen Zivilbevölkerungen. CARE fordert daher die sofortige Einstellung der Kampfhandlungen und die Einhaltung des humanitären Völkerrechts von allen Konfliktparteien, den ungehinderten Zugang von humanitärer Hilfe nach und innerhalb von Gaza, die Evakuierung von Kranken und Verletzten sowie die Freilassung aller Geiseln. Die Arbeit von CARE orientiert sich ausschließlich am humanitären Mandat und den Menschenrechten.

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