Wien, 13. Juli 2022. Die Verkürzung der grenzüberschreitenden Hilfe nach Nordwest-Syrien von zwölf auf nur sechs Monate, die der UN-Sicherheitsrat gestern beschlossen hat, bedeutet, dass mehr als vier Millionen Syrer:innen im kommenden Jahr nicht die Hilfe erhalten, die sie benötigen. Und das zu einer Zeit, wo der Bedarf höher denn je ist. Im Nordwesten Syriens haben 70 Prozent der Menschen nicht genug zu Essen. 1,7 Millionen Vertriebene leiden unter katastrophalen Lebensbedingungen, haben keinen Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung. Nur mit einer kontinuierlichen und anhaltenden grenzüberschreitenden Hilfe können lebensnotwendige Nahrungsmittel, Wasser, Unterkünfte, medizinische Versorgung und andere Hilfsgüter in den Nordwesten des Landes geliefert werden.

„Wir sind enttäuscht über das gestrige Abstimmungsergebnis, das nur dazu beiträgt, die syrische Bevölkerung zu verunsichern und das Leid der Menschen zu vergrößern. Wirtschaftskrise, mehr als elf Jahre Krieg und immer knapper werdende Ressourcen: Die humanitäre Situation in Syrien ist prekär. Jetzt ist die Zeit für mehr Hilfe, nicht für weniger“, sagt Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE Österreich.

Die Organisation und Finanzierung von Hilfsprogrammen waren zuvor schon schwierig – mit dem kürzeren Zyklus von sechs Monaten, wird die humanitäre Planung für Hilfsorganisationen weiter erschwert. „Den Zugang im Jänner neu zu verhandeln, ist nicht nur eine enorme Verschwendung von Arbeit, sondern fällt auch in die harten Wintermonate – genau dann, wenn die Not der Menschen noch stärker zunimmt. Wir weisen deshalb mit aller Deutlichkeit darauf hin, dass das Leben der Syrer:innen kein politisches Druckmittel ist.“

Zusammen mit Partnerorganisationen leistet CARE weiterhin Hilfe für viele Menschen im Nordwesten Syriens. CARE ist jedoch zutiefst besorgt, dass die humanitäre Hilfe nicht ausreichend ausgeweitet und der wachsende Bedarf – vor allem im Winter – auch nur ansatzweise gedeckt werden kann, sollte die grenzüberschreitende Hilfe im Jänner 2023 gekappt werden.

„Es ist notwendig, dass der Zugang für humanitäre Hilfe sicher, direkt und effizient bleibt, damit die Menschen in Syrien überall dort Hilfe erhalten, wo sie benötigt wird. Wir fordern den UN-Sicherheitsrat auf, die Politik beiseitezulassen und sicherzustellen, dass das Leben der syrischen Bevölkerung an erster Stelle steht“, so Barschdorf-Hager abschließend.

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