Eine Mutter kämpft um Wasser

„Ob heute jemand ein paar Tropfen Wasser für meine Kinder übrig hat?“ Mit diesem quälenden Gedanken wacht Faduz (27) auf. In einem Camp für Vertriebene in Somaliland geht sie von Unterkunft zu Unterkunft, in der Hoffnung, dass jemand ihr etwas Wasser abgeben kann. Sie muss es sich „leihen“, seit die Wasserversorgung zusammengebrochen ist. Jeder Tag ist ein Überlebenskampf. Jeden Morgen fragt sich Faduz, wie sie Wasser für ihre fünf Kinder und sich selbst finden soll.

Baby Abdisalam (sieben Monate) spielt mit dem roten Deckel eines Kanisters. Abdisalam greift danach und kippt ihn zu sich, als wüsste er, dass normalerweise Wasser aus diesem Behälter kommt. Aber er ist leer. Und wird es auf unabsehbare Zeit bleiben. Faduz sieht ihr Baby abwesend an und seufzt: „Ich habe nichts, was ich ihm geben könnte. Heute ist ein Tag ohne Wasser.“

In der Siedlung für Geflüchtete leben rund 1.700 Familien, insgesamt 8.400 Menschen. Kämpfe sind nur 30 Kilometer entfernt. Immer mehr Menschen fliehen vor der Gewalt. Im Camp kommen täglich drei bis vier Familien an, was die ohnehin geringen Ressourcen weiter belastet.

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"Ich habe nichts, was ich meinem Baby geben könnte", sagt Faduz. "Heute ist ein Tag ohne Wasser." Foto: Sarah Easter/CARE

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So sieht eine Unterkunft für Familien im Camp für Geflüchtete aus. Foto: Sarah Easter/CARE

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Der Unterricht in der ersten Klasse findet im Freien statt. Foto: Sarah Easter/CARE

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Das ist ein Foto aus dem Jahr 2022. Damals hat die Versorgung mit Trinkwasser noch funktioniert. Foto: Sarah Easter/CARE

Faduz konnte auf der Flucht aus ihrem Heimatort kein Hab und Gut mitnehmen. Sie trug ihr Baby am Rücken und hielt die Kinder an der Hand. Während sie inmitten von Schüssen wegrannten, versuchte sie, die Kinder mit ihrem Körper abzuschirmen, damit sie nicht von Kugeln getroffen würden. Die Ankunft im Camp war für die Familie eine große Erleichterung.

Nachbar:innen lebten Solidarität und teilten Lebensmittel. Sauberes Trinkwasser wurde von CARE bereitgestellt. Aber als die finanziellen Mittel ausgingen, versiegte der Wassertank und nichts als leere Trockenheit blieb übrig. Wasser zu finden, ist jetzt täglich eine Herausforderung. Ohne den Wassertank gibt es noch Wasser aus Transportwagen, die manchmal ins Camp kommen. Doch 20 Liter kosten rund 3 Euro. Das können sich viele nicht leisten.

In ihrer Verzweiflung geht Faduz zu nahe gelegenen Brunnen, wohl wissend, dass das Wasser salzig ist, sie krank macht und für den menschlichen Verzehr an sich ungeeignet ist. Aber welche Wahl hat sie? „Wenn es kein Wasser gibt, dann fühle ich mich, als ob ich sterben würde“, sagt Faduz. „Ich werde sehr müde, habe starke Kopfschmerzen und mein Mund ist trocken. Mein Herz fühlt sich an, als würde es sehr stark gedrückt. Meine Gedanken verlangsamen sich. Ich habe dann das Gefühl, dass ich nicht einmal meine Arme heben kann, um mein Baby zu halten.“

Wasser ist Leben. Ohne Wasser geht es nicht. Faduz und die anderen Mütter im Camp hoffen auf Regen. Sie hoffen darauf, dass Hilfe kommt und der Wassertank wieder gefüllt wird.

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