"Mein kleiner Laden ist überlebenswichtig"

Wenn Esra* an das Erdbeben vor einem Jahr in Syrien denkt, fallen ihr die Tränen ein, die sie damals geweint hat. „Sie strömten meine Wangen hinunter und vermischten sich mit den schweren Tropfen des Regens, der zugleich eingesetzt hatte“, berichtet sie. Esra stand vor ihrem zerstörten kleinen Lebensmittelgeschäft und damit auch den Trümmern ihrer Existenz. Das Beben Anfang Februar 2023 hat ihre Existenzgrundlage vernichtet. Wovon sollte ihre Familie nun leben? Der Kühlschrank war kaputt geworden. Alle Vorräte und Produkte, die sie in den Regalen stehen hatte, waren verschüttet und unbrauchbar. Vom Hab und Gut in ihrem Laden war nichts mehr zu retten.

Esra (46) ist Mutter von fünf Kindern. Sie lebt in Salqin im Norden von Syrien. Seit ihr Mann zu Beginn des syrischen Konflikts verschwunden ist, muss sie allein für die Familie sorgen. Das Lebensmittelgeschäft, das sie vor zwölf Jahren eröffnet hatte, war alles, das sie besaß. Sie hatte es mühsam aufgebaut. Bis das Erdbeben kam, hatte es sie und ihre Kinder ernährt. Auch für die Menschen in der Nachbarschaft war Esras Verkaufskiosk wichtig gewesen, weil sie dort ganz in der Nähe die nötigsten Dinge kaufen konnten.

Nach dem Erdbeben hatte sie keine Mittel, um die verlorenen und zerstörten Dinge in ihrem Laden zu ersetzen. Sie musste sich darauf beschränken, den Schutt wegzuräumen und die Verkaufsfläche wieder instand zu setzen und zu reinigen. Sie hoffte, dass sie den Kiosk eines Tages wieder mit Waren befüllen können würde, aber sie wusste nicht, wann oder ob das machbar sein würde.

Die Organisation „Shafaq“, die als Partner von CARE in der Region tätig ist, machte durch ein Projekt möglich, wovon Esra geträumt hatte. Dabei bekommen die Inhaber:innen von Geschäften, die durch das Erdbeben zerstört wurden, finanzielle Unterstützung, um ihren Laden wieder aufzumachen. Das Ziel ist, den Betreiber:innen wieder einen Lebensunterhalt durch ein Einkommen zu sichern. Ebenso wichtig ist aber auch die wirtschaftliche Förderung und der Zugang zu Dienstleistungen wie z.B. einem kleinen Lebensmittelgeschäft in der Region. Damit wird die durch das Erdbeben stark beschädigte Infrastruktur von betroffenen Gemeinden zum Teil wieder hergestellt. Mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union leistet CARE rasche Nothilfe und schafft gleichzeitig langfristige Perspektiven für vertriebene Menschen in Syrien. Lesen Sie hier mehr.

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Esra im Eingang ihres kleinen Lebensmittelgeschäfts. Foto: 4KPRODUCTION TEAM

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Durch das Erdbeben war die gesamte Einrichtung des Ladens zerstört worden. Mit Unterstützung der EU konnte Esra sie wieder ersetzen. Foto: 4KPRODUCTION TEAM

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Das Geschäft ist die einzige Einnahmequelle für Esra und ihre fünf Kinder. Foto: 4KPRODUCTION TEAM

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„Meine Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben hing davon ab, dass ich meinen Laden wieder aufbauen konnte", sagt Esra. Foto: 4KPRODUCTION TEAM

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Esra möchte den Verkauf von Lebensmitteln ausbauen und eine Frauenwerkstatt eröffnen. Foto: 4KPRODUCTION TEAM

„Ich brauchte den Zuschuss dringend“, sagt Esra. „Meine einzige Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben hing davon ab, dass ich meinen Laden wieder aufbauen konnte.“ Als Teil des Projekts nahm sie an Schulungen teil. Nach der ersten Auszahlung kaufte Esra einen neuen Kühlschrank und Lebensmittel wie Linsen, Reis, Bulgur und Zucker. Zuvor hatte sie die gebrochenen Regale in ihrem Laden ersetzt oder repariert. Die Rechnungen für die Einkäufe bewahrte sie auf, um sie dem Projektteam vorlegen zu können.

Esra ist glücklich, dass mit der Wiedereröffnung ihres Geschäfts ihre Kinder auch ihre Schulbildung fortsetzen können. „Ich kann wieder arbeiten und ihnen ein Leben in Würde bieten“, sagt sie. Geblieben ist leider Esras große Angst vor einem neuen Erdbeben. Die Katastrophe vom Februar 2023 hat bei ihr psychische Spuren hinterlassen.

Dennoch hat sie große Pläne. Esra möchte den Verkauf von Lebensmitteln ausbauen und eine Frauenwerkstatt eröffnen. Dort sollen Frauen, die verwitwet sind oder aus anderen Gründen alleine für den Lebensunterhalt ihrer Familien aufkommen müssen, die Möglichkeit erhalten, Einnahmen zu erwirtschaften, indem sie zum Beispiel Haushaltswaren herstellen.

*Name zum Schutz der Identität geändert

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