Syrien nach dem Erdbeben

„Werden wir je wieder ein Zuhause haben?“

Hanah* ist Mutter von sechs Kindern, drei Jungen und drei Mädchen, von denen das jüngste erst drei Jahre alt ist. Aufgrund des Krieges in ihrer Heimat Syrien wurde sie bereits mehrfach vertrieben. Vor sechs Monaten wurde ihr Haus durch die Erdbeben, die die Türkei und den Nordwesten Syriens erschütterten, schwer beschädigt. Heute lebt sie mit ihren fünf jüngeren Kindern in einem Dorf in der Nähe von Idlib, während ihre ältere Tochter in der Türkei ist. Dies ist ihr Bericht über das, was sie von dem Moment, als die Erde zu beben begann, bis heute erlebt hat.

Als das Erdbeben begann, stillte ich gerade. Ich rief alle meine Kinder zusammen, wusste aber nicht, wohin mit ihnen. Menschen rannten panisch aus ihren Häusern. Wir liefen mit ihnen mit, bis wir ein Camp erreichten. Dort gewährte uns eine befreundete Familie Unterschlupf in ihrem Zelt. In den ersten Stunden hatte ich furchtbare Angst um meine älteste Tochter, die in der Türkei lebt, wo das Epizentrum lag. Die Kommunikation war komplett abgeschnitten. Ich versuchte ruhig zu bleiben, damit sich meine Kinder nicht noch mehr fürchteten. Nach drei Tagen konnte ich mir unser Haus ansehen. Es war verheerend: Alles war zerstört. Ich fühlte mich so allein und hilflos. Was sollte ich tun, wohin gehen? Werden wir jemals wieder einen Ort finden, den wir unser Zuhause nennen können?

Im Camp hatte ich ständig Angst um meine kleinen Töchter. Wir hatten nicht einmal eine Matratze zum Schlafen. Einer meiner Söhne war besonders stark betroffen. Jedes Mal, wenn ich ihn zur Schule brachte, weinte er, weil er Angst hatte, dass es wieder ein Erdbeben geben könnte, während er von mir getrennt ist. Er wollte nicht mehr von meiner Seite weichen. Damals haben wir von Shafak, einer Partnerorganisation von CARE, erfahren, dass es Hilfe für Mütter und Kinder gibt. In einem “Safe Space” gibt es Unterstützung und Rat, wie man mit dem Trauma umgehen kann. Es war immer jemand zum Reden da. Außerdem habe ich Informationen erhalten, wie ich mich künftig bei Erdbeben besser schützen kann. Das hat mir sehr geholfen.

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„Ich möchte für meine Kinder sorgen können“

Das Leben im Camp blieb schwierig, es gab nicht genug Platz und die Hitze im Sommer war kaum auszuhalten. Wir zogen schließlich in das Haus der Familie meines Mannes. Dort leben wir jetzt, alle in einem Raum. Wir haben weder eine eigene Küche noch ein eigenes Bad, aber wir haben gelernt, damit zu leben. Eine andere Möglichkeit haben wir nicht.

Um für meine Kinder zu sorgen, nehme ich jede Arbeit an. Meine Kinder sind das Wichtigste, ich liebe sie über alles. Ich möchte ihnen ein besseres Leben ermöglichen. Ich hoffe, dass ich ihnen irgendwann mehr bieten kann. Um eine bessere Arbeit zu bekommen, mache ich derzeit eine Ausbildung. Ich sehne mich nach dem Tag, an dem ich alle ihre Bedürfnisse mit Zuversicht und Stolz erfüllen kann.

*Namen wurden zum Schutz der Identität geändert

Über CARE

Mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union bieten CARE und sein Partner Shafak im Nordwesten Syriens den vom Erdbeben Betroffenen dringend benötigte Schutzmaßnahmen an. CARE stellt die besonderen Bedürfnisse und Rechte von Frauen und Mädchen in den Mittelpunkt all seiner Aktivitäten. Hier erfahren sie mehr über das Projekt von CARE.

Ihre Spende für die Menschen in der Türkei und Syrien!

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