Tschad: „Ich bin während meiner ersten Geburt fast gestorben“

„Ich bin während meiner ersten Geburt fast gestorben. Zwei Tage lang habe ich unter den Wehen gelitten, ohne Zugang zu einem Gesundheitszentrum zu haben“, erzählt Fatimé Ahmat Nourène (24). Fatimé ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Sie wohnt im Bezirk Guéréda in der Region Wadi Fira im Tschad.

Die Großmutter von Fatimé, eine traditionelle Geburtshelferin, weigerte sich, sie ins Krankenhaus zu bringen. Für sie bedeutete eine dortige Entbindung, dass man seine Intimsphäre einer unbekannten Person aussetzte. In ihren Augen stellte dies ein großes Tabu dar. Während der Wehen, die zwei endlose Tage andauerten, erlitt Fatimé schlimmste Qualen. Sie wusste damals nicht, welche Risiken sie mit einer Hausgeburt eingehen würde.

„Meine Großmutter hatte mich davon überzeugt, dass eine Hausgeburt am besten sei, da man von Familienmitgliedern betreut werde. Als ich darum bettelte, ins Krankenhaus gebracht zu werden, versicherte sie mir, dass alles gut gehen würde. Meine Großmutter benutzte Rasierklingen, um meine Genitalien einzuschneiden, bevor sie das Kind herausholte“, erinnert sich Fatimé schmerzvoll. Ihr Martyrium sollte damit nicht enden. Danach hatte sie viele gesundheitliche Probleme, die mit den Traumata, die sie während der Geburt erlitten hatte, zusammenhingen. Es dauerte fünf Jahre, bis sie wieder schwanger werden konnte.

Fatimé Ahmat Nourène, Tschad Fatimé Ahmat Nourène, Tschad

Zu dieser Zeit hörte sie Berichte von Frauen, die im Gesundheitszentrum entbunden hatten und die Vorteile einer solchen Entbindung lobten. Daraufhin ergriff Fatimé die Initiative und ging zur Vorsorgeuntersuchung. „Dank des PROSSAN-Projekts von CARE und der vom Projekt eingestellten Hebamme, konnte ich während meiner zweiten Schwangerschaft von der notwendigen Betreuung und Unterstützung profitieren.“

Die Hebamme klärte sie über die Risiken einer Hausgeburt auf und versicherte ihr, dass sie im Bedarfsfall jederzeit verfügbar sei. „Sobald die Wehen einsetzten, ist sie schnell zu mir nach Hause gekommen, um mich zu untersuchen und um mich ins Krankenhaus zu fahren. Aufgrund meiner früheren Erfahrungen schätzte ich die aufmunternden Worte und ihre Unterstützung sehr. Ich hatte dieses Mal auch nicht so viele Schmerzen“, erzählt Fatimé.

Nach der Geburt ihres Kindes erhielt Fatimé ein Geburtsset, das aus Seife, Kleidung für ihr Baby und Handtüchern bestand. „Ich ging gesund und munter nach Hause. Heute ermutige ich andere Frauen, Tabus und soziale Normen, die ihr Leben gefährden, zu brechen und Gesundheitseinrichtungen in Anspruch zu nehmen“, betont Fatimé abschließend.

Das CARE Projekt PROSSAN setzt sich für bessere Ernährung und Gesundheit für Frauen und Kinder im Tschad ein. Das Projekt wird von der Europäischen Union (über den Europäischen Entwicklungsfonds) gefördert.

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