Tschad/Niger: „Mein ganzes Leben hat sich verändert“

Tschad und Niger sind beide stark von Konflikten zwischen bewaffneten Gruppen betroffen. In der Provinz Tschadsee, unweit der Grenze zu Niger, verändert ein CARE Projekt in den Grenzgebieten zwischen beiden Ländern das tägliche Leben der Frauen.

Hagar Achta Mbodou, Lerntafel, Tschad/Niger Hagar Achta Mbodou, Lerntafel, Tschad/Niger

Hagar Achta Mbodou (38) ist Mutter von sechs Kindern und besuchte einen Alphabetisierungskurs. In 15 Einheiten, die sich über anderthalb Monate erstreckten, hat sie lesen, ihren Namen schreiben und rechnen gelernt.

Hagar lebt von den Einnahmen eines kleinen Geschäfts auf dem Markt, wo sie u. a. traditionelle Matten verkauft, die sie selbst webt. „Vor diesem Kurs war alles kompliziert für mich. Wenn ich meine Produkte verkaufte, machte ich oft Fehler. Ich war auch sehr langsam dabei den Kunden das Wechselgeld zu geben. Der Anblick eines großen Geldscheins machte mir Angst, weil ich wusste, dass ich beim Herausgeben des Wechselgeldes unweigerlich einen Fehler machen würde“, sagt sie mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

Der Unterricht findet in kleinen Gruppen in einer Strohhütte statt. „Ich habe auch gelernt, wie ich Zahlen auf meinem Telefon speichern kann. Früher habe ich den Zahlen, die jemand anderes für mich gespeichert hat, Symbole gegeben und musste sie auswendig lernen. Jetzt ist alles viel einfacher“, fügt sie hinzu. „Mein ganzes Leben hat sich verändert, und ich bin sicher, dass ich im Laufe der Wochen noch viel mehr lernen werde“, sagt sie.

Hawa Abakar mit Kind Hawa Abakar mit Kind

Das CARE Projekt erleichtert durch neu gegründete Kleinspargruppen den Zugang zu Krediten für Frauen. Mit den Krediten, die innerhalb der Gruppe vergeben werden, soll es den Teilnehmerinnen ermöglicht werden, ein eigenes Einkommen zu generieren.

Hawa Abakar (25) ist Mutter von vier Kindern und erhält solche Kredite, um ihr tägliches Leben zu verbessern. „Vorher lebte ich davon, dass ich die Nudeln, die ich auf dem Markt kaufte, an die Dorfbewohnerinnen weiterverkaufte. Als wir Anspruch auf den Kredit unserer Gruppe hatten, konnte ich mir Geld leihen, um eine Nudelmaschine zu kaufen. Sie kostete 25.000 CFA-Franc“ (das sind etwa 38 Euro)“, berichtet sie. „Jeden Monat habe ich einen Teil des Kredits zurückgezahlt. Heute habe ich das gesamte Geld zurückgezahlt und lebe viel besser. Wenn ich früher auf dem Markt Nudeln kaufte, verdiente ich 1500 CFA-Franc pro Tag (etwa 2,30 Euro), heute verdiene ich das Doppelte.“

Achta Ali, Tschad/Niger Achta Ali, Tschad/Niger

Eine weitere Projektteilnehmerin ist die sechsfache Mutter Achta Ali (30), die andere im Kampf gegen Unterernährung unterstützt. Achta wird insbesondere darin geschult, Kinder zu wiegen, den Armumfang zu messen und mangelernährte Kinder zu erkennen. Außerdem berät sie die Frauen, die zu ihr kommen, damit sie sich um die Flüssigkeitszufuhr und die Ernährung ihrer Kinder kümmern. „Ich betrachte jedes Kind als meines, möchte es beschützen und seiner Mutter helfen. Wir müssen gegen den Hunger kämpfen, die Kinder müssen gut aufwachsen“, sagt sie.

Hagar, Hawa und Ashta nehmen an dem RECOSOC-Programm teil, das von der Europäischen Union finanziert wird. Es endet im Jahr 2023 und soll mehr als 115.000 Menschen im Tschad und im Niger unterstützen.

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