Türkei nach dem Erdbeben: Hotline bietet Menschen in Not Hilfe

Schwere Erdstöße mitten in der Nacht, Sirenengeheul, Panik und in der Luft der Staub eingestürzter Gebäude: Am 6. Februar wurden die Bevölkerung in der südöstlichen Türkei und im angrenzenden Syrien von einem verheerenden Erdbeben aus dem Schlaf gerissen. Tausende Menschen starben, Zehntausende wurden verletzt. In den Tagen nach dem Beben waren Informationen besonders wichtig. CARE reagierte sofort und passte eine bestehende Hotline an die Katastrophe an. Diese war zu Beginn der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 mit Unterstützung der Europäischen Union eingerichtet worden und war seitdem als Informationsdienst für Geflüchtete und Bewohner:innen in den südlichen Provinzen der Türkei im Einsatz.

Nur vier Tage nach dem Beben nahm die Hotline wieder ihren Betrieb auf. „Das Angebot wurde um Ankündigungen über betroffene Gebiete, Erdbebenvorhersagen und Informationen über Hilfslieferungen und verfügbare Unterkünfte ergänzt“, sagt Ahmed Aldej, der Koordinator des Telefondienstes. Das Ausmaß der Katastrophe war gewaltig. Die türkische Regierung rief den Notstand aus, um Hilfsmaßnahmen zu erleichtern.

Dena Kupa, eine 25-jährige Absolventin der Universität Ankara, die seit Dezember 2022 bei der Hotline als Beraterin am Telefon arbeitet, erinnert sich sehr lebhaft an die Tage unmittelbar nach den Erdbeben. „Ich habe mit Menschen gesprochen, die überlebt hatten. Aber am Klang ihrer Stimme konnte ich hören, dass sie innerlich tot waren“, berichtet Dena (Foto). Der Bedarf nach Hilfe und Information war groß. Allein im Februar 2023 gingen bei der Hotline rund 800 Anrufe ein. Zu erreichen war sie nun sieben Tage die Woche. Aufgrund der Notlage mussten die Anrufe nach Dringlichkeit gereiht werden, doch die Anrufer:innen hatten dafür Verständnis.

Dena kann den Fall einer Frau nicht vergessen, die beim Erdbeben ihren Mann und eines ihrer Kinder verloren hat. Sie lag mehrere Tage unter den Trümmern, bevor sie gerettet wurde. Sie kam ins Krankenhaus, wo ihre Beine amputiert werden mussten. Ihre Kinder wurden zu Verwandten in eine andere Provinz der Türkei gebracht. „Sie rief uns an, weil sie das Krankenhaus verlassen musste, aber kein Zuhause hatte. Sie brauchte außerdem Hilfe, um wieder mit ihren Kindern vereint zu werden“, erzählt Dena. „Wir räumten diesem Fall sofort Priorität ein und sprachen mit den örtlichen Behörden, um für sie eine Unterkunft zu finden. Wir setzten uns auch dafür ein, dass ihre Kinder wieder zu ihr gebracht wurden.“

CARE legte bei der Hotline Augenmerk auf Menschen, die besonders dringend Hilfe benötigen. Das sind zum Beispiel Menschen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten oder Familien mit Angehörigen, die aufgrund fehlender Ausstattung nicht einmal kürzeste Strecken zurücklegen können. „Wir halfen Menschen mit Behinderung, die ihre unbedingt benötigte medizinische Ausrüstung verloren hatten, bei der Beschaffung von Hilfsmitteln wie z. B. einem Rollstuhl“, sagt Dena. Unterstützung erhielt auch die Mutter eines Sohnes mit Autismus, die aus einer Notunterkunft angerufen hatte, wo sie in einem überfüllten Zelt lebte. Für sie und ihr Kind konnte eine andere Wohnmöglichkeit gefunden werden.

„Bis heute erhalten wir viele Anrufe von Eltern, die um psychosoziale Unterstützung für ihre Kinder bitten, die unter posttraumatischen Belastungsstörungen leiden und Symptome wie Harninkontinenz aufweisen. Wir vermitteln diese Fälle an psychosoziale Dienstleister und an die Abteilung für psychosoziale Unterstützung von CARE“, erklärt Dena. Kurz nach dem Erdbeben standen Anfragen nach Notunterkünften im Vordergrund, weil viele Menschen obdachlos geworden waren. Mittlerweile geht es bei den Anrufen oft auch um finanzielle Unterstützung, weil den Überlebenden der Katastrophe die Ressourcen fehlen.

Die Hotline von CARE, die derzeit von O2O, den USA und der Europäischen Kommission finanziert wird, entwickelt ihr Angebot ständig weiter, um möglichst vielen Menschen den Zugang zu Hilfe zu ermöglichen.

Erfahren Sie hier mehr zum CARE-Projekt in der Türkei.

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