Türkei: „Wir dürfen nicht die Hoffnung verlieren“

Ein Jahr ist seit der Erdbebenkatastrophe in der Türkei vergangen. In Samandağ ist die Zerstörung nach wie vor überall zu sehen: Ruinen, schwer beschädigte Häuser, verlassene Wohnbezirke. Viele Bewohner:innen leben verstreut in Containern und provisorischen Unterkünften. Weißer, pudriger Staub bedeckt jede Oberfläche. Gönül (50) wischt mit ihren Fingern den Staub vom Display ihres Handys. „Ich kann immer noch die Stimmen der Menschen hören, die unter den Trümmern um Hilfe schreien. Sehen, wie die Gebäude direkt gegenüber meinem Haus einstürzen und innerhalb von Sekunden verschwinden. Das werde ich nie vergessen“, schildert sie.

Gönüls Tochter Idil (26) teilt sich einen Container mit ihrer Schwester Merve (28), deren Mann und den beiden Kindern. Das Baby ist erst acht Monate alt und nach dem Beben geboren, Merves älteres Kind ist vier Jahre alt. Gönül ist in einem Zelt direkt neben dem Container untergekommen. Die Familie konnte nicht auf einen Containerplatz umziehen. Für Idil wäre es zu gefährlich, Gemeinschaftsräume zu nutzen, weil ihr Körper nach einer Knochenmarkstransplantation geschwächt ist.

Wo der Container und das Zelt jetzt stehen, ist ein kleiner Hof um sie herum. Das bietet Idil ein gewisses Maß an Privatsphäre und Sicherheit. Der Hof ist zu ihrem Zufluchtsort geworden. „Wir haben nicht viel. Wir haben keine Schränke, um unsere Kleidung oder andere Dinge aufzubewahren. Ein Haus zu mieten, ist zu teuer“, sagt Gönül.

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Gönül im kleinen Hof neben dem Container, in dem ihre Familie lebt. Sie selbst schläft daneben in einem Zelt. Foto: Tarek Satea/CARE

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Im Erdbebengebiet sind überall stark beschädigte Häuser zu sehen. In den Trümmern liegen noch persönliche Dinge der früheren Bewohner:innen. Foto: Tarek Satea/CARE

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Gönül ist trotz der schwierigen Lebensumstände zuversichtlich. "Wir glauben daran, dass mehr Hilfe kommen wird."

Gönül muss mit der kranken Idil einmal pro Woche zum Arzt fahren, der drei Autostunden entfernt ist. Die Infrastruktur im Erdbebengebiet ist nach wie vor beschädigt. Das ist ein großes Problem für Familien wie jene von Gönül, die aus medizinischen Gründen oft weite Strecken zurücklegen müssen. „Es wird Jahre dauern, bis meine Tochter geheilt ist – außerdem muss sie bald wieder operiert werden.“

Die Familie erhält vom Ministerium für Familie und Soziales der Türkei eine Beihilfe für Menschen mit einer Behinderung. Bis Ende März 2024 bekommt sie zudem Zahlungen, weil ihr Haus schwer beschädigt wurde. CARE unterstützt Gönül und ihre Familie mit Geldgutscheinen. Mit dieser Hilfe kann Gönül Reinigungs- und Desinfektionsmittel, Waschpulver und andere Hygieneartikel besorgen sowie Lebensmittel wie Eier, Käse, Brot und Gemüse kaufen.

„Die Menschen in Samandağ haben viel durchgemacht. Aber ich glaube immer noch, dass wir es schaffen können. Die Hoffnung zu verlieren, ist keine Option. Wir glauben daran, dass mehr Hilfe kommen wird. Ich möchte einfach eines Tages wieder morgens aufwachen und meinen Kaffee auf dem Balkon trinken.“

Über CARE Türkiye: In der Türkei hat CARE bisher 95.000 Menschen mit Unterkünften, Wasser, Hygiene- und Sanitäreinrichtungen, Nahrungsmitteln, Bargeld für Nahrungsmittel sowie psychologischer Soforthilfe erreicht. Die Bargeldhilfe für Gönül wird von „Nachbar in Not“ finanziert.

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