Uganda: „Gewalt ist in unserem Land leider Alltag“

„Wir sind jetzt eins“, erzählt mir Emmanuel (30). Er spricht von sich und seiner Frau Odria (26). Wir sitzen vor ihrer kleinen Hütte in der Stadt Arua im Norden Ugandas, wo das Paar mit ihren zwei Kindern lebt. Odria ist gerade mit dem dritten Kind schwanger. Als sie aus dem Türrahmen schaut, holt Emmanuel einen blauen Plastiksessel und seine Frau setzt sich zu uns in die Runde. Sie lächelt ihn an.

Die beiden waren nicht immer eine Einheit, wie ich gleich erfahre. Früher gab es in ihrer Beziehung emotionale und physische Gewalt. Emmanuel wuchs selbst in einem gewalttätigen Haushalt auf. Als das Paar 2017 zusammenkam, lebten sie zuerst bei seiner Familie. Das führte zu Streitereien zwischen den beiden.

„Gewalt ist in unserem Land leider Alltag“, sagt Emmanuel. Konkret spricht er von Gewalt gegen Frauen und liegt damit leider richtig. Laut einer Umfrage des ugandischen Statistikamts, UN Women und UNICEF gaben 22 Prozent der befragten Frauen an, in den letzten zwölf Monaten durch ihren Partner physische Gewalt, 28 Prozent sexuelle Gewalt und 36 Prozent emotionale Gewalt erlebt zu haben.

Die Gründe und Risiken für geschlechtsspezifische Gewalt sind vielschichtig: Negative soziale und kulturelle Normen, eingeschränkte Rechte von Frauen und Mädchen, aber auch Hürden für ihren Zugang zu Bildung und Einkommensmöglichkeiten spielen eine wesentliche Rolle. Hier setzt CARE im WAYREP-Projekt, das von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit gefördert wird, an.

Emmanuel und Odrika stehen in ihrem Hauseingang in Arua im Norden Ugandas. Emmanuel und Odrika stehen in ihrem Hauseingang in Arua im Norden Ugandas.

Emmanuel (30) und Odria (26) konnten die emotionale und physische Gewalt in ihrer Beziehung hinter sich lassen. Als sogenanntes „Role Model“-Paar helfen sie nun den Menschen in ihrer Gemeinschaft.

Stärkung durch Einkommen

Knapp die Hälfte der Frauen in Uganda sind von ökonomischer Gewalt betroffen. Viele sind finanziell von ihrem Partner abhängig. Umso wichtiger ist es, Frauen dabei zu unterstützen, wirtschaftlich unabhängiger zu werden – Kleinspargruppen können dabei helfen.

Odria ist jetzt seit drei Jahren Mitglied in einer Kleinspargruppe, die von CARE gefördert wird. In einer Schulung hat sie gelernt, mit Geld umzugehen und sich etwas auf die Seite zu legen. Sie eröffnete auch einen eigenen Gemüsestand. „Ich bin jetzt eine Geschäftsfrau“, erzählt mir Odria stolz.

Emmanuel macht seit zwei Jahren ebenfalls mit. Das Leben der Familie hat sich verbessert. Sie konnten kleine Arbeiten am Haus machen und sich die neuen blauen Plastiksessel kaufen, auf denen wir sitzen. „Wir haben auch genug angespart, um nächstes Jahr die Schulgebühren für die Kinder bezahlen zu können.“

Rollenbilder hinterfragen

Im Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt werden bei WAYREP auch Männer miteinbezogen. Ziel ist es, dass Männer und Jugendliche ihre Männlichkeits- und Rollenbilder reflektieren. „Wenn es etwas im Haushalt zu tun gibt, machen wir es gemeinsam. Ich möchte Odria entlasten“, sagt Emmanuel.

Das stößt im eigenen sozialen Umfeld nicht immer auf Zuspruch. In Trainings lernen die Teilnehmer:innen deshalb wie sie Normen, Verhaltensweisen und Einstellungen, die die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern fördern, hinterfragen und in ihrer Gemeinschaft Aufklärungsarbeit leisten.

Das Training half Emmanuel und Odria in ihrer Beziehung. Wenn es Probleme gibt oder jemand einen Fehler macht, sprechen sie darüber, anstatt zu streiten. In ihrer Gemeinschaft nimmt das Paar damit auch eine Vorbildfunktion ein: Andere Paare kommen bei Problemen zu Emmanuel und Odria und bitten sie um Rat. „Wir helfen ihnen gemeinsam zu leben und gemeinsam zu lieben“, sagt Odria.

Erfahren Sie hier mehr über die Ziele und Inhalte des Projekts.

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