120 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Wie CARE hilft.
Diese Zahl markiert einen neuen historischen Höchststand. So sind heute mehr als dreimal so viele Menschen auf der Flucht wie noch vor zehn Jahren. Insbesondere die Konflikte in der Ukraine, dem Sudan sowie dem Gazastreifen haben zu diesem Anstieg geführt. Aber nicht nur Kriege und die Klimakrise zwingen Menschen tagtäglich ihre Heimat zu verlassen. Auch Faktoren wie Armut, Hunger und Perspektivenlosigkeit zwingen Menschen dazu, ihr Zuhause zurückzulassen.
Die Lebenssituation von Geflüchteten ist oft extrem prekär. Sie haben zu wenig Nahrung, sauberes Wasser, medizinische Versorgung und Bildung . Viele leben in überfüllten Lagern oder improvisierten Unterkünften. Fast die Hälfte der Geflüchteten ist unter 18 Jahre alt. Die psychische Belastung durch den Verlust von Heimat, Familie und Sicherheit ist enorm. Für Frauen und Mädchen auf der Flucht stellt geschlechtsspezifische Gewalt ein zusätzliches Risiko dar.
Die Klimakrise wird in den kommenden Jahren die Zahl der Vertriebenen weiter ansteigen lassen. Immer mehr Menschen müssen vor den Folgen extremer Wetterereignisse fliehen. Damit verbunden sind soziale sowie politische Instabilität und ein steigendes Konfliktpotential um die immer knapperen Ressourcen. Bis zum Jahr 2050 könnte es Schätzungen zufolge über 140 Mio. Klimaflüchtlinge geben.
Was sind Binnenvertriebene?
Menschen, die innerhalb ihres eigenen Heimatlandes auf der Flucht sind, werden als Binnenvertriebene oder auch IDPs (Internally Displaced People) bezeichnet. Da sie keine internationalen Grenzen überschreiten, können sie sich nicht auf den Schutz internationaler Abkommen wie die Genfer Flüchtlingskonvention berufen. Sie bleiben auf die Regierung ihres Landes angewiesen, die oft selbst der Verursacher ihrer Vertreibung oder unfähig ist, Schutz zu bieten. Weltweit gibt es mehr als 68 Mio. Binnenvertriebene, die meisten im Sudan, in Syrien, Kolumbien, der DR Kongo und im Jemen.
Unsere Maßnahmen im Überblick:
Notunterkünfte
CARE schafft Unterkünfte für jene, die ihr Zuhause verloren haben. Dafür stellen wir etwa Betten bereit oder auch Baumaterialien für ein temporäres Zuhause.
Foto: Eine Notunterkunft in Lwiw, Ukraine für die Vertriebene des Konflikts.
Nothilfepakete
Wir helfen Menschen auf der Flucht rasch und bedürfnisorientiert. Wir verteilen Nahrungsmittel, warme Kleidung sowie Bargeld für die Deckung der Grundbedürfnisse.
Foto: Verteilung von Hilfsgüter durch CARE an vertriebene Menschen in Serbien.
Schutz und Gesundheit
Wir bieten Zugang zu medizinscher Versorgung, psychosozialer Unterstützung und Schutz für Frauen auf der Flucht, die von Gewalt betroffen sind.
Foto: In einem Gesundheitszentrum in Bangladesch erhalten vertriebene Rohingyas Zugang zu medizinscher Hilfe.
Zugang zu Wasser
Wir stellen rasch sauberes Trinkwasser für Vertriebene bereit, verteilen Hygienepakete, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern, und bauen eine funktionierende Wasser- und Sanitärinfrastruktur auf.
Foto: Mohammed, selbst Vertriebener, engagiert sich im Flüchtlingscamp in Dadaab, Kenia, beim Reparaturteam von CARE.
Weiterbildung
Langfristige Perspektiven und Chancen sind für Geflüchtete ebenso wichtig wie rasche Nothilfe. Wir bieten Kurse und Schulungen an, damit der Weg in ein selbstbestimmtes Leben möglich wird.
Foto: Syrische Frauen in Jordanien können mit Schulungen und Zugang zu Werkzeugen selbstständig ein Einkommen generieren.
CARE ist weltweit tätig, um Menschen auf der Flucht mit dem Nötigsten zu versorgen, aber auch um längerfristige Perspektiven zu schaffen. Wir leisten rasche Nothilfe, verteilen überlebenswichtige Hilfsgüter und errichten sichere Unterkünfte. In vielen Fällen unterstützen wir Menschen auf der Flucht auch direkt mit Bargeld, damit sie selbstständig ihre Bedürfnisse decken können. Psychosoziale Unterstützungsangebote durch professionelle Teams erlauben Menschen auf der Flucht, ihre Traumata zu bearbeiten. Weiters schaffen wir Zugang zu essenziellen Diensten wie Rechtsberatung und medizinischer Versorgung.
Den Bedürfnissen von Frauen und Mädchen auf der Flucht widmet CARE besondere Aufmerksamkeit. Wir setzen Maßnahmen, um geschlechtsspezifische Gewalt und andere Formen des Missbrauchs, wie Kinderehen oder Menschenhandel, zu verhindern. Weiters zielt unsere Arbeit immer auch darauf ab, Geschlechternormen zum Positiven zu verändern, Selbstständigkeit von Frauen zu fördern und ihnen neue Perspektiven – etwa durch Weiterbildungsangebote und Coachings – zu eröffnen. Auch ist es uns wichtig, dass geflüchtete Frauen und Mädchen die Chance erhalten, sich an wichtigen Entscheidungen beteiligen zu können und ihre Stimmen hörbar zu machen.
„Es gibt nichts Schlimmeres als einen Menschen aus seiner Heimat zu vertreiben und ihn zu zwingen, seinen Besitz, seinen Lebensunterhalt, seine Erinnerungen und seine Freunde zurückzulassen.“
Unsere Ziele:
Fluchtursachen bekämpfen
Wir helfen die Fluchtgründe - Krieg, Hunger sowie Folgen der Klimakrise - zu bekämpfen. Menschen müssen sich in ihrer Heimat wieder sicher fühlen.
Sicherere Wege
Vulnerable Menschen auf der Flucht brauchen mehr Schutz, etwa vor geschlechtsspezifischer Gewalt - CARE setzt sich dafür ein.
Advocacy und Finanzierung
Wir machen uns dafür stark, dass die Finanzierung von Hilfsleistungen und die Rechte von Menschen auf der Flucht gesichert sind.
Projektteilnehmer:innen erzählen:
Uganda
"Wir sind mit nichts hier angekommen"
CARE unterstützt Geflüchtete, insbesondere alleinerziehende Frauen aus dem Südsudan dabei, sich in Uganda eine neue Existenz aufzubauen.
CARE unterstützt aus der Ukraine geflüchtete Frauen und Kinder. Sie erhalten unter anderem finanzielle Hilfe. Der Kontakt zu georgischen Kindern und Jugendlichen wird gefördert.
Die Hälfte aller vertriebenen Menschen weltweit sind Frauen und Mädchen. In Kriegs- und Krisensituationen sowie auf der Flucht sind sie in hohem Maße Gefahren wie sexualisierter Gewalt und anderen Formen von Missbrauch ausgesetzt. In den oft chaotischen und unsicheren Bedingungen von Flüchtlingslagern oder auf den Fluchtrouten fehlt es ihnen an ausreichendem Schutz. Zudem haben sie oft nur begrenzten Zugang zu gesundheitlicher Versorgung sowie sanitären Einrichtungen, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind.
Darüber hinaus sind Frauen und Mädchen in vielen Situationen auch mit Diskriminierung und ungleichen Machtverhältnissen konfrontiert, was es ihnen erschwert, grundlegende Bedürfnisse wie Nahrung, Unterkunft und Sicherheit zu sichern. Aufgrund traditioneller Geschlechterrollen tragen sie oft auch zusätzliche Verantwortung für die Versorgung von Kindern, älteren Angehörigen oder Verletzten.
Foto: In der Türkei unterstützt CARE aus Syrien vertriebene Frauen und bietet Schulungen an.
Sustainable Development Goals:
Die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) sind Teil eines gemeinsamen weltweiten Plans zur Förderung von Frieden, Wohlstand, Gerechtigkeit und dem Schutz unseres Planeten – jetzt und in der Zukunft. Anhand einer Reihe von Indikatoren soll der Fortschritt bei der Realisierung dieser Visionen festgehalten werden. Auch CARE Österreich hat sich diesen 17 Zielen verschrieben und wir leisten mit unserer Arbeit einen wertvollen Beitrag zu ihrer Erreichung.
SDG 16 – Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen – will alle Formen der Gewalt weltweit beenden und somit eine der zentralen Fluchtursachen. Damit eng verbunden ist auch der gleichberechtigte Zugang aller zur Justiz und weiteren öffentlichen Institutionen sowie der Schutz von Grundfreiheiten, im Einklang mit den nationalen Rechtsvorschriften und völkerrechtlichen Übereinkünften. Die Herausforderungen und Anliegen von Menschen auf der Flucht werden zudem in zahlreichen anderen Nachhaltigen Entwicklungszielen adressiert. So etwa setzt sich SDG 10 – weniger Ungleichheiten – für die Schaffung von sicheren Formen der transnationalen Mobilität sowie einer verantwortungsvollen Migrationspolitik ein.
Weitere Fragen & Antworten:
Was ist der Unterschied zwischen Migration und Flucht?
Unter Migration ist in der Regel eine bewusste Entscheidung, die Heimat zu verlassen mit dem Ziel die Lebensumstände zu verbessern, zu verstehen. Die Gründe für Migration selbst können vielfältig sein, bessere wirtschaftliche Möglichkeiten, Bildungsangebote, Familienzusammenführung oder persönliche Präferenzen.
Flucht hingegen ist das Verlassen des Heimatlandes aufgrund von Zwang oder Bedrohung. Dies kann durch Krieg, Verfolgung, Gewalt oder andere gefährliche Situationen bedingt sein. Flüchtlinge sind oft gezwungen, ihre Heimat schnell und unter schwierigen Bedingungen zu verlassen, um ihr Leben oder ihre Freiheit zu schützen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Flüchtlinge sind durch internationale Abkommen wie die Genfer Flüchtlingskonvention geregelt.
Aus welchen Ländern stammen die meisten Geflüchteten?
Afghanistan – 6,4 Mio.
Syrien – 6,4 Mio.
Venezuela – 6,1 Mio.
Ukraine – 6 Mio.
Sudan – 1,5 Mio.
(Zahlen von UNHCR für 2023)
Welche Ländern nehmen die meisten Geflüchteten auf?
Iran – 3,8 Mio.
Türkei – 3,3 Mio.
Kolumbien – 2,9 Mio.
Deutschland – 2,6 Mio.
Pakistan – 2 Mio.
(Zahlen von UNHCR für 2023)
Auf der Flucht in die Türkei
Die Türkei ist das Land, das weltweit die meisten Flüchtlinge aufgenommen hat. Leen, geflohen aus Syrien, über ihre Erfahrungen, Verluste und Hoffnungen.
Auf der Flucht in Mosambik
Der Bürgerkrieg in Mosambik zwingt viele zur Flucht. CARE greift den betroffenen Menschen wie Cecilia mit unterschiedlichen Maßnahmen unter die Arme.
Unsere Projekte für Menschen auf der Flucht:
Georgien
Ukrainische Flüchtlinge stärken
CARE unterstützt vertriebene Familien mit Bargeldhilfe, verbesserten gesundheitlichen Einrichtungen, psychologischer Betreuung und Lernangeboten.
„Im Moment der Flucht ist alles, was zählt, lebend davonzukommen. Oft bleibt nur mehr Zeit, das Nötigste einzupacken."
Andrea Barschdorf-Hager und CARE Österreich unterstützen Menschen, die aufgrund von Krisen, Katastrophen und Konflikten zur Flucht gezwungen sind, umfassend und bedürfnisorientiert. Dafür brauchen wir auch Ihre Hilfe!