„Wir haben alles verloren“

Mariams einzige Zuflucht und letzte Hoffnung ist ein Gesundheitszentrum. Es wird von CARE und der Europäischen Union unterstützt und platzt aus allen Nähten. Drinnen gibt es keinen Platz für die vielen Geflüchteten, die Hilfe suchen. Mariam, ihr 15 Monate alter Sohn Mustafa und ihre Schwiegermutter schlafen im Freien auf Plastikplanen am Boden. Nur Mariams Mann, der eine schwere Schussverletzung an der Hüfte erlitten hat, ist in einem Krankenbett mit Moskitonetz untergekommen. Mariam sitzt draußen und wartet. Sie weiß nicht, wie es mit ihrer Familie nach der Flucht aus dem Sudan in den Tschad weitergehen wird. Ihre Augen, die von Erschöpfung und Trauer gezeichnet sind, blicken zwischen ihrem Kind und ihrem Mann, der in der Nähe behandelt wird, unruhig hin und her. „Wir können nirgendwo hin“, sagt Mariam verzweifelt. „Wir haben alles verloren.“

Jeden Tag kommen mehr Geflüchtete an. Oft haben sie Verletzungen und brauchen medizinische Versorgung. Die Ressourcen leeren sich bedrohlich schnell. CARE hat das Gesundheitszentrum zunächst mit Medikamenten wie Antibiotika und Malariamitteln sowie Ausstattung für die Geburtshilfe ausgestattet. Doch die Vorräte gehen zur Neige und sind bald erschöpft. Lesen Sie hier mehr über das CARE-Projekt zur Gesundheitsversorgung im Tschad.

Immer mehr Menschen fliehen vor Kämpfen im Sudan in den Tschad. Immer mehr Menschen fliehen vor Kämpfen im Sudan in den Tschad.

Mariam mit Mustafa und ihrer Schwiegermutter (l. im Bild). Sie warten vor dem Gesundheitszentrum. Foto: Sarah Easter/CARE

Im Gesundheitszentrum ist die Hebamme Neloumta nahezu unermüdlich im Einsatz. „Manchmal muss ich mehrere Babys gleichzeitig entbinden“, erklärt Neloumta (38). Einmal kamen vier Babys gleichzeitig zur Welt. „Ich habe für Geburten nur zwei Betten. Also habe ich zwei Mütter dort platziert, eine auf einem Plastikstuhl und die vierte auf dem Boden unter dem Tisch.“ Es fehlt ihr auch an Ausstattung. „Ich habe ein paar Handschuhe und eine Plastikfolie. Ich reinige sie mit Desinfektionsmitteln, wenn ich welche habe“, sagt sie. Oft muss sie die Ehemänner der Schwangeren bitten, ihr Wasser, Handschuhe oder Medikamente zu bringen. „Aber viele können sich diese Dinge nicht leisten. Manchmal entbinde ich einfach und bete, dass es keine Infektion gibt und Mutter und Kind überleben.“

Neloumtas Arbeitstage sind lang. Sie beginnen früh und enden spät am Abend. Für dringende Geburten wird sie auch aus dem Schlaf geholt. Zwei gesunde Babys waren es letzte Nacht. Oft muss sie sich entscheiden, ob sie eine Stunde länger schläft oder sich eine Mahlzeit kocht. Trotz allem liebt Neloumta ihren Job.

CARE unterstützt mit der EU ein Gesundheitszentrum im Tschad. CARE unterstützt mit der EU ein Gesundheitszentrum im Tschad.

Hebamme Neloumta kämpft darum, Leben zu retten. Foto: Sarah Easter/CARE

Das Ausmaß der Not ist erschütternd. Viele Vertriebene sind schwanger und werden bald gebären. Ohne medizinische Versorgung steigt das Risiko für Komplikationen, Infektionen und Todesfälle. Das überfüllte Gesundheitszentrum ist für viele der einzige Rettungsanker. Auch Mariam wüsste nicht, wo sie sonst Hilfe finden würde. Doch die medizinische Einrichtung braucht selbst dringend Hilfe, um weiter bestehen zu können. „Die Situation wird immer schlimmer“, sagt Neloumta. „Wir sind immer noch hier und versuchen, Leben zu retten. Aber wenn sich nichts ändert und wir nicht die nötige Unterstützung bekommen, werden Mütter und Babys sterben. Wir müssen dafür sorgen, dass das nicht passiert!“

Hilfe für Frauen in Not ist Ihnen ein Anliegen?

Dann unterstützen Sie den Einsatz von CARE mit einer Spende!

Spenden Sie jetzt!

Zurück nach oben