"Wir haben 40 Tonnen Äpfel mit der Hand gewaschen"

Alles begann mit Äpfeln – und Apfelschnaps. Ylle und ihr Mann errichteten auf einem Grundstück am Rande von Gjakova, das ihnen die Familie überlassen hatte, einen landwirtschaftlichen Betrieb. Sie gaben ihm den Namen „Risons“ nach Ylles Schwiegervater. Das erste Produkt war ein Apfelbrand. „Später kamen die Trauben und der Wein dazu. Mittlerweile umfasst die Palette mehrere rote und weiße Weine und verschiedenste Obstbrände wie ‚Raki‘ und einen Kräuterlikör“, sagt Ylle. Seit Jahren testet sie auch die Herstellung von Apfelsaft und Gepresstem aus anderem Obst aus der Region. Im Herbst soll sie nun anlaufen.

Eine große Herausforderung ist die Reinigung der Früchte ohne technische Geräte. „Wir waschen die Äpfel von Hand, weil wir die Maschinen nicht haben. Wir füllen Plastikwannen mit Wasser und geben die Äpfel von einer Wanne in die nächste“, sagt Ylle. „In unserem ersten Jahr haben wir das für 40 Tonnen Äpfel gemacht! Es war hart, aber wir haben es geschafft!“ Beim Apfelsaft lag die Hürde für die Produktion im Haltbarmachen des Getränks. Dazu ist ein Pasteurisierer nötig. Durch die Aufnahme in das CARE-Projekt WEERA, das mit Unterstützung der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit Frauen in der Landwirtschaft fördert, konnte Ylle diesen finanzieren. Ohne den Prozess der Pasteurisierung hält der Apfelsaft nicht lange genug, um in den offiziellen Verkauf zu gelangen.

Im Projekt WEERA nehmen die Frauen auch an verschiedenen Schulungen teil. Ylle fand die Weiterbildung im Bereich Finanzen, Lebensmittelsicherheit und Marketing besonders hilfreich. Sie freute sich auch über viele neugewonnene Kontakte. Zwei Frauen arbeiten mittlerweile bei ihr im Betrieb.

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Ylle stellt auch den Rotwein "Vranac" her, eine bekannte Sorte am Balkan. Foto: Geli Goldmann für CARE

Der Mutter von drei Kindern ist es sehr wichtig, dass alle Bestandteile der von ihr produzierten Waren aus dem Kosovo kommen. „Dadurch ist es günstiger, frischer und wir arbeiten ohne Zusatzstoffe. Wir wollen nur Premium-Qualität auf den Markt bringen!“ Ylle plädiert für mehr Anerkennung für Lebensmittel aus lokaler Produktion. „Ich wünsche mir, dass unser Land, der Kosovo, das eigene Potenzial wahrnimmt und unsere regionalen Erzeugnisse sieht und fördert. Wir haben richtig gute Produkte hier!“, sagt Ylle. Ihr Vorschlag ist eine Regelung, wonach die Hälfte der Waren in den Geschäften lokal hergestellt sein müsste.

„Ich habe immer davon geträumt, mir etwas Eigenes aufzubauen und meinen Kindern etwas zu hinterlassen, ein Vermächtnis“, sagt Ylle. „Es ist sicher nicht der leichteste Weg. Wir arbeiten ohne Pause seit 2019, wir waren nie auf Urlaub. Aber ich denke, es zahlt sich aus!“

Lesen Sie hier über das Projekt WEERA.

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