Vergessene Frauen? So ergeht es ihnen in Krisen und Konflikten

Derzeit lebt ein Viertel der Weltbevölkerung in Konfliktgebieten. Warum Frauen und Mädchen oft stärker von Krisen und Konflikten betroffen sind.

Im Tschad leiden die Menschen seit 2015 unter einem gewaltsamen Konflikt. Viele Frauen wie Amina mussten fliehen. „Ich lebte mit meiner Familie auf einer Insel im See, bis unser Dorf angriffen wurde. Sie brannten unser Haus nieder. Ich habe meine Kinder geweckt und wir sind zusammen weggelaufen.“

Neben Gewalt und Vertreibung bringen Konflikte und Kriege oft Armut, Krankheit, Ressourcenknappheit, Unterernährung und psychische Belastung mit sich. Zusätzlich sind Frauen und Mädchen geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt, darunter Menschenhandel, Ausbeutung, Diskriminierung, Folter, sexuelle Gewalt und Zwangsheirat. Es fehlt ihnen an Zugang zu grundlegenden Gesundheitsdiensten, speziell im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit. Mädchen werden in Krisenzeiten eher aus der Schule genommen – viele von ihnen kehren nicht wieder zurück.

„In Krisenzeiten sind Frauen und Mädchen aufgrund von patriarchalen Normen und strukturellen Ungleichheiten mehr Herausforderungen ausgesetzt. Wenn die Nahrung knapp ist, essen Mütter weniger, um ihre Kinder ernähren zu können“, erklärt Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE Österreich. „Auch sind die Rechte von Frauen, wie die Bewegungsfreiheit, landwirtschaftlicher Besitz, oder politische Teilhabe, oft eingeschränkt.“

So sind Frauen von wichtigen Entscheidungsprozessen, z.B. Friedensverhandlungen oder der Planung der humanitären Hilfe, ausgeschlossen. Und das, obwohl sie in Krisen eine essenzielle Rolle spielen. Sie kümmern sich um die Gemeinschaft und wissen, was die Menschen dringend benötigen. Gerade im Kontext der Nothilfe ist dieses Wissen wichtig. In unserer humanitären Arbeit setzt CARE auch deshalb einen starken Fokus auf die Bedürfnisse von Frauen und Mädchen.

Vergessene Krisen – vergessene Frauen?

Während sich die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf den Krieg in der Ukraine konzentriert, fällt die Berichterstattung zu anderen langwierigen Konflikten, wie in Syrien, Jemen, Myanmar oder auch in der Zentralafrikanischen Republik, dem Tschad, Mali, Kamerun – die letzten vier Länder befinden sich unter den zehn vergessenen humanitären Krisen im CARE-Report „Breaking the Silence“ – weitaus geringer aus.

In vergessenen Krisen wird die Not von Frauen und Mädchen oftmals unsichtbar. Dabei hat das Ausmaß der Berichterstattung einen Einfluss auf den Umfang der finanziellen Unterstützung für humanitäre Krisen. Gleichzeitig können sich ohne die erforderliche öffentliche Aufmerksamkeit, problematische Strukturen in der Gesellschaft, wie die Geschlechterungleichheit, weiter verstärken.

„Um mehr Aufmerksamkeit für vergessene Krisen zu erzeugen, müssen wir alle unseren Teil leisten. Regierungen müssen den Zugang für Medien sicherstellen, internationale Geber ausreichend Mittel für humanitäre Krisen bereitstellen und Hilfsorganisationen mehr in die Medienarbeit investieren“, sagt Barschdorf-Hager. „Denn wir dürfen die Not von Frauen und Mädchen in diesen vergessenen Krisen und Konflikten nicht länger ignorieren.“

Hintergrund: Bei einer Veranstaltung der Organisation Action on Child, Early and Forced Marriage und dem Women’s UN Report Network im Rahmen der 67. Sitzung der Kommission für den Status der Frauen (CSW) sprachen Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE Österreich, und andere Expert:innen. Dabei stand die Situation von Frauen und Mädchen in Konflikten im Fokus und welche Lösungen es gibt, um mehr Bewusstsein und Aufmerksamkeit für ihre Bedürfnisse zu schaffen, sie sichtbarer zur machen und mehr Unterstützung zu bieten.

Eine Zusammenfassung der Veranstaltung mit allen Beiträgen der Speakerinnen können Sie hier downloaden:

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