„Wir haben acht Monate
in einem Zelt gelebt“

Wie ist es, das Dach über dem Kopf zu verlieren? Nach dem Erdbeben in der Türkei im Februar 2023 lebte der Lehrer Bülent (48) mit seiner Schwester und seinen Eltern mehrere Tage im Freien neben ihrem zerstörten Haus. „Die Situation war furchtbar“, erinnert sich Bülent. „Eine Straße hinter unserem Haus befindet sich ein Friedhof. Nach dem Erdbeben kamen Leute mit Leichen zu uns und fragten, ob wir eine Schaufel hätten, die sie ausleihen könnten, um die Toten zu begraben.“ Für zwei Monate zog die Familie zu Verwandten. Dann kam Bulent zurück, um das Haus wieder instand zu setzen. Doch er konnte nicht viel tun. Die Schäden, die das Beben verursacht hatte, waren zu groß.

Bülent, seine Schwester und die Eltern mussten in ein Zelt neben dem zerstörten Gebäude ziehen. Dort blieben sie acht Monate. In großer Sorge war Bülent wegen des Gesundheitszustands seiner Mutter und seines Vaters, die 71 und 73 Jahre alt sind. „Es war sehr schwierig. Und ist es immer noch. Ich kann den Gedanken, meine Eltern zu verlieren, nicht ertragen“, sagt Bülent. Das Vordach neben der früheren Küche war intakt geblieben. Dort standen auch noch Mauern. Bulent gelang es, daran anschließend drei Wände hochzuziehen und so einen Wohnraum zu schaffen. Dieser ist 20 Quadratmeter groß und beherbergt jetzt vier Menschen. Dafür gab Bülent seine Ersparnisse aus und erhielt Hilfe von den Nachbarn.

Die alte Küche ist stark beschädigt. Sie ist nur noch als Abstellraum für einige Habseligkeiten, Lebensmittel und Kleidung nutzbar. Mit der Hilfe von CARE wurde das undichte Dach des neu gebauten Zimmers saniert und der Wiederaufbau des Badezimmers abgeschlossen. Die Europäische Union (EU) unterstützt dieses Projekt finanziell, das den Überlebenden des Erdbebens wieder Hoffnung gibt. Es stellt Mittel für Familien im Rahmen der Winterhilfe zur Verfügung. Bulent, seine Eltern und seine Schwester bekamen Bargeld und z.B. Hygiene-Artikel. Erfahren Sie hier mehr dazu.

Bülent hat früher von Nachhilfestunden gelebt, die er Schüler:innen eines Gymnasiums erteilt hat. Dieses Einkommen ist seit dem Erdbeben weggefallen, weil viele Bewohner:innen weggezogen sind. Bülent ist nun an der Universität von Hatay und macht einen Kurs, der es ihm ermöglichen wird, als Mathematiklehrer direkt an einer Schule zu arbeiten. „Es scheint ein Luxus zu sein, wieder an die Zukunft zu denken“, sagt Bülent. „Aber ich werde stark bleiben. Es ist wichtig, dass die Menschen wissen, was wir durchmachen, denn wir brauchen mehr Unterstützung.“

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Seit dem Erdbeben ist Bülents Leben sehr schwierig, doch er gibt nicht auf. Foto: Tarek Satea/CARE

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Das Zelt im Garten war über Monate das Zuhause von Bülent, seinen Eltern und seiner Schwester. Foto: Tarek Satea/CARE

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Bülent möchte künftig als Mathematiklehrer an einer Schule arbeiten. Foto: Tarek Satea/CARE

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