Wie CARE die wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Teilhabe von Frauen fördert
Frauen leisten weltweit einen Großteil der Arbeitsstunden, erhalten jedoch nur einen Bruchteil des globalen Einkommens. Sie haben weniger Landbesitz und insbesondere der fehlende Zugang zu Finanzdienstleistungen – eigene Bankkonten oder Kredite – erschwert ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit erheblich. Diese Ungleichheit erstreckt sich auf politische Prozesse, wo Frauen auf sämtlichen Führungspositionen unterrepräsentiert sind. In traditionellen Gemeinschaften werden sie nicht selten von Entscheidungen ausgeschlossen, die ihr Leben direkt betreffen.
Die Klimakrise verstärkt diese Ungleichheiten: Frauen sind durch ihre gesellschaftliche Rolle und Abhängigkeit von natürlichen Ressourcen besonders betroffen, während ihre Expertise bei Klimaanpassungsstrategien oft ignoriert wird. Auch bei Friedensprozessen werden sie nicht gleichberechtigt einbezogen, obwohl ihre Beteiligung nachweislich zu nachhaltigeren Lösungen führt. Zunehmend stellt auch die digitale Kluft ein wachsendes Problem dar – Frauen haben seltener Zugang zu digitalen Technologien, was bestehende wirtschaftliche Nachteile in der digitalisierten Welt verstärkt.
Dennoch gibt es bedeutende Fortschritte: Mehr Frauen gründen Unternehmen, übernehmen Führungspositionen und gestalten Veränderungen in ihren Gemeinschaften. Frauen-Netzwerke wachsen und gewinnen an Einfluss. Diese Entwicklungen zeigen, dass Veränderung möglich ist, wenn Frauen Zugang zu Ressourcen erhalten. Die Stärkung von Frauen ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit – eine vollständige Gleichstellung würde das globale Wirtschaftswachstum erheblich steigern und bildet einen Schlüssel zur Überwindung von Armut.
Umfassende Stärkung auf allen Ebenen:
CARE stärkt Frauen und Mädchen mit unterschiedlichen, stark bedarfsorientierten Werkzeugen. Auf individueller Ebene fördern wir etwa ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit und ihr Selbstvertrauen. Strukturell ermöglichen wir ihre Beteiligung in Entscheidungsgremien vom lokalen bis zum nationalen Rahmen. Gesellschaftlich arbeiten wir an der Veränderung von Geschlechterrollen und kulturellen Normen, um Diskriminierung nachhaltig abzubauen. Nur dieser ganzheitliche Ansatz ermöglicht nachhaltige Gleichberechtigung.
Unsere Maßnahmen im Überblick:
Finanziell unabhängig
CARE fördert durch Mikrokredite und Spargruppen den Zugang von Frauen zu finanziellen Ressourcen und zeigt gleichzeitig einen Weg in die wirtschaftliche Selbstständigkeit auf.
Foto: Frauen aus Äthiopien besprechen sich im Rahmen einer Spargruppe
Neue Chancen
Wir unterstützen Frauen durch gezielte Bildungs- und Ausbildungsprogramme. Dadurch können sich neue beruflichen Chancen eröffnen, etwa die Gründung des eigenen Kleinunternehmens.
Foto: Teilnehmerin eines CARE-Berufsbildungsprogramms für ukrainische Geflüchtete in Georgien
Adäquate Normen
CARE schafft sichere Räume für Dialoge, in denen Frauen ihre Rechte kennenlernen und gemeinsam für gesellschaftliche Veränderungen eintreten können, etwa um schädliche soziale Normen zu transformieren.
Foto: Eine Frauengruppe in der Türkei berät Fragen wie Schutz von Kindern und Gewalt gegen Frauen
Mehr Mitsprache
Wir fördern die politische Beteiligung von Frauen auf lokaler bis internationaler Ebene durch Führungskräftetrainings sowie die gezielte Unterstützung von Frauenrechtsorganisationen.
Foto: Frauen aus Uganda nehmen an einem Politikdialogprojekt teil
CARE setzt auf einen ganzheitlichen Ansatz zur Stärkung von Frauen. Im Zentrum stehen häufig unsere Spar- und Kreditgruppen, die sich in über 100 Ländern bewährt haben. Diese selbst verwalteten Gruppen ermöglichen es Frauen, Kapital anzusparen und dienen als Plattformen, auf denen sie Selbstvertrauen entwickeln und gemeinsam Lösungen für lokale Herausforderungen finden. Darüber hinaus unterstützen wir Produzentinnen kleiner Stückzahlen beim Zugang zu größeren Märkten durch verbesserte Produkte und faire Preisverhandlungen.
Ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit ist der Abbau struktureller Barrieren. Wir arbeiten mit lokalen Behörden zusammen, um diskriminierende Praktiken zu ändern, und unterstützen Frauenrechtsorganisationen, die sich für politische Veränderungen einsetzen. In vielen Regionen arbeiten wir zudem intensiv mit Männern zusammen, um traditionelle Geschlechterrollen zu hinterfragen. Unsere Programme fördern den Dialog über Gleichberechtigung und ermutigen Männer, Teil des Wandels zu werden.
Durch den gezielten Einsatz von Technologie helfen wir Frauen, geografische und kulturelle Barrieren zu überwinden. Mobile Finanzdienstleistungen und digitale Bildungsangebote ermöglichen es Frauen, auch in abgelegenen Gebieten, wirtschaftlich aktiv zu werden. Wenn Frauen wirtschaftliche Unabhängigkeit erlangen, gewinnen sie auch mehr Einfluss in ihren Familien und Gemeinschaften und können Entscheidungen über ihre Zukunft selbstbestimmter treffen.
„Ich möchte, dass alle gleiche Rechte haben. Ich spreche darüber, dass es wichtig ist, dass Mädchen in die Schule gehen. Nur so kommen sie aus der Armut. Es gibt noch vieles, das wir verbessern müssen.“
Unsere Ziele:
Volle Ermächtigung
Frauen erhalten gleichberechtigten Zugang zu Ressourcen, damit sie finanzielle Unabhängigkeit und Widerstandsfähigkeit erlangen.
Faire Teilhabe
Frauen werden an Entscheidungsprozessen auf allen Ebenen beteiligt. Ihre Präsenz in der ersten Reihe wird gefördert.
Echte Transformation
Neue soziale Praktiken und realisierte Frauenrechte sorgen dafür, dass sich gesellschaftliche Normen nachhaltig ändern.
Projektteilnehmer:innen erzählen:
Uganda
"Ich kann es auch alleine schaffen!"
"Ich fange wieder an, zu leben", sagt Vicky. Die Alleinerzieherin hat durch Unterstützung im Projekt WAYREP wirtschaftlich Fuß gefaßt und kann besser für ihre Kinder sorgen.
Das JANO-Projekt stärkt gezielt Mädchen und schafft Selbstvertrauen. In der Schule vermitteln Karatekurs und Unterricht im Garten wichtige Fähigkeiten.
Kleinspargruppen bieten Frauen einen einfachen, aber wirkungsvollen Weg zur finanziellen Selbstständigkeit. Bei wöchentlichen Treffen zahlen die Mitglieder kleine Beträge in eine gemeinsame Kasse ein, die sie selbst verwalten. Aus diesem Fonds können sie Mikrokredite zu fairen Bedingungen erhalten, über deren Vergabe demokratisch entschieden wird.
Doch Spargruppen leisten weit mehr als finanzielle Unterstützung: Sie schaffen einen geschützten Raum für Austausch und Wissensvermittlung. Die Teilnehmerinnen gewinnen neben wirtschaftlicher Unabhängigkeit auch Selbstvertrauen und Anerkennung. Viele entwickeln Führungsqualitäten und engagieren sich für ihre Gemeinschaft. Das Besondere: Diese Gruppen funktionieren nachhaltig ohne externe Finanzierung – ein simples Konzept mit tiefgreifender Wirkung für Frauen, ihre Familien und ganze Dörfer.
Foto: Frauen einer Spargruppe aus Guatemala
Sustainable Development Goals:
Die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) sind Teil eines gemeinsamen weltweiten Plans zur Förderung von Frieden, Wohlstand, Gerechtigkeit und dem Schutz unseres Planeten – jetzt und in der Zukunft. Anhand einer Reihe von Indikatoren soll der Fortschritt bei der Realisierung dieser Visionen festgehalten werden. Auch CARE Österreich hat sich diesen 17 Zielen verschrieben und wir leisten mit unserer Arbeit einen wertvollen Beitrag zu ihrer Erreichung.
SDG 5 – Geschlechtergleichstellung – verfolgt das Ziel, alle Frauen und Mädchen weltweit zur Selbstbestimmung zu befähigen. Dazu ist es unter anderem notwendig, global jegliche Formen der Diskriminierung zu beenden. Es gilt, Frauen Führungspositionen auf allen Ebenen der Entscheidungsfindung im politischen, wirtschaftlichen und öffentlichen Leben zu ermöglichen und ihnen die gleichen Rechte im Bezug auf Ressourcenbesitz sowie Zugang zu Grundeigentum und zur Verfügungsgewalt über Grund und Boden zu garantieren.
Weitere Fragen & Antworten:
Welche Rolle spielt Bildung bei der Stärkung von Frauen?
Bildung ist ein fundamentaler Faktor für die Gleichstellung. CARE unterstützt formale und informelle Bildungsangebote für Mädchen und Frauen aller Altersgruppen. Bei jungen Mädchen arbeiten wir daran, Bildungsbarrieren abzubauen – von Schulgebühren über sichere Schulwege bis hin zur Bekämpfung von Kinderehen. Für erwachsene Frauen bieten wir funktionale Alphabetisierung, berufliche Bildung und Finanzwissen an. Diese Bildungskomponenten sind in den meisten unserer Programme integriert.
Studien belegen: Mit jedem zusätzlichen Schuljahr steigt das künftige Einkommen einer Frau signifikant an. Gebildete Frauen heiraten später, bekommen weniger und gesündere Kinder und können sich besser gegen Diskriminierung und Gewalt wehren. Besonders wichtig ist uns, dass Bildung nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch kritisches Denken, Selbstvertrauen und Führungskompetenzen fördert – Fähigkeiten, die Frauen benötigen, um gesellschaftlichen Wandel voranzutreiben.
Wie bezieht CARE Männer in die Gleichstellungsarbeit ein?
Gleichberechtigung kann nur erreicht werden, wenn alle Geschlechter zusammenarbeiten. In unseren „Engaging Men and Boys„-Programmen reflektieren Männer und Jungen kritisch über Geschlechterrollen und lernen, wie sie Teil der Lösung sein können. Durch Diskussionsgruppen, Gemeinschaftsdialoge und Mentoring-Programme werden traditionelle Vorstellungen hinterfragt und neue Verhaltensansätze gefördert. Diese Arbeit beginnt oft in Schulen und wird in Gemeindeversammlungen, religiösen Einrichtungen und durch Medienarbeit fortgesetzt.
Besonders erfolgreich sind Peer-to-Peer-Ansätze, bei denen männliche Vorbilder ihre Erfahrungen an Männer weitergeben. Diese Programme haben zu messbaren Veränderungen geführt: weniger häusliche Gewalt, mehr geteilte Hausarbeit und größere Unterstützung für Frauen in Führungspositionen.
Wie trägt die wirtschaftliche Stärkung von Frauen zum Klimaschutz bei?
Die Verbindung zwischen Frauenrechten und Klimaschutz ist enger als oft angenommen. Frauen sind in vielen Regionen die Hauptverantwortlichen für natürliche Ressourcen wie Wasser, Brennholz und Nahrungsmittelanbau. Wenn sie wirtschaftlich gestärkt werden und gleichberechtigt an Entscheidungen teilhaben, fördern sie nachweislich häufiger nachhaltige Maßnahmen, die lokale Ökosysteme schützen. CARE integriert daher Klimaresilienz in seine Wirtschaftsprogramme für Frauen.
Wir unterstützen Frauen dabei, klimaangepasste Anbaumethoden einzuführen, erneuerbare Energien zu nutzen und nachhaltige Unternehmen zu gründen. Gleichzeitig stärkenwir ihre Stimme in Klimagremien auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. Die Kombination aus wirtschaftlicher Stärkung und ökologischem Bewusstsein schafft eine doppelte Dividende: Frauen werden unabhängiger und widerstandsfähiger, während ihre Gemeinschaften nachhaltiger mit natürlichen Ressourcen umgehen – ein entscheidender Beitrag zur Erreichung der globalen Klimaziele.
Frauen stärken in Uganda
Das WAYREP-Projekt hat dazu beigetragen die Gleichstellung von Frauen und Mädchen voranzutreiben, ihre Rechte zu fördern und geschlechtsspezifische Gewalt zu bekämpfen.
Weltweit Frauen stärken
Gemeinsam ermöglichen wir Bildungschancen, schaffen wirtschaftliche und finanzielle Unabhängigkeit und stärken Mädchen und Frauen in ihren Rechten.
Unsere weltweiten Frauenprojekte:
Uganda, Kenia und Tansania
Stärkung von Frauenrechts-NGOs
Das Politikdialog-Projekt unterstützt Frauenrechtsorganisationen dabei, ihr Wissen über politische Prozesse zu erweitern und sich wirksamer zu vernetzen.
Im Rahmen dieses Projekts führt CARE in Äthiopien eine genaue Analyse durch, um maßgeschneiderte und bedürfnisorientierte Programme anbieten zu können.
CARE ermöglicht Unternehmerinnen im ländlichen Raum Zugang zu Schulungen und schafft ein gesellschaftliches Bewusstsein für das Thema Gleichberechtigung.
"Als berufstätige Frau und Mutter zweier Mädchen ist es mir ein großes Anliegen, mich für Frauenrechte und Chancengleichheit einzusetzen."
Journalistin und Moderatorin Mari Lang ist CARE-Botschafterin für Frauen und Mädchen. Gemeinsam engagieren wir uns für die Rechte und Bedürfnisse von Frauen und Mädchen weltweit, denn sie alle haben ein Recht auf selbstbestimmtes Leben, frei von Gewalt, Hunger und Armut.